Von Priestern und Ordensleuten

(Zum Beitrag gehören 22 Bildern; die meisten der genannten Personen sind im Bild wieder gegeben.)

Priester aus der Pfarrei

Aus früheren Jahrhunderten ist lediglich Franz Kramer, Jägerssohn von Wächtering (Nr. 12, „Wirt“), überliefert, der 1764 - 1766 Pfarrer in Schorn war (Carl August Böhaimb, Zur Geschichte des Unteren Lechrains, im 23. Band des Oberbayerischen Archivs, München 1862). Aus dem 19. Jahrhundert sind drei Priester bekannt.

Antonius Lanz, 1778 - 1846

Der vorletzte Pfarrer, der aus Bayerdilling hervorging, war Antonius Lanz, geboren am 4. August 1778. Zum Priester geweiht wurde er am 20. November 1806. Der Tag seiner Primiz, die sicherlich in Bayerdilling gefeiert wurde, ist nicht überliefert. Antonius war ein Kleinbauernsohn, seine Eltern besaßen zu jener Zeit das 1/32-Anwesen „Giges“ in der Untergasse. Johann Lanz und seine Frau Anna Maria, geborene Obermiller, haben noch Nachkommen im Ort. Bereits 1810 übergaben sie das Anwesen an ihre Tochter Katharina, eine Schwester von Pfarrer Lanz, und an den Schwiegersohn Xaver Bux aus Oberndorf. Deren Tochter Theresia Bux heiratete 1848 den Georg Edmund Hirschbeck aus Münster und wechselte mit ihm später auf den „Jungbauern“-Hof.

Knapp 40 Jahre war Antonius Lanz im priesterlichen Dienst, seine Stationen konnte ich bisher nicht ausfindig machen. Als Pfarrer von Kreuzholzhausen im Dachauer Land hat er - wohl aus Alters- oder Gesundheitsgründen - „frei resigniert“, ist also in den Ruhestand getreten. 1846 ist er im Alter von etwas über 67 Jahren in München verstorben. Pfarrer Lanz zeigte sich dankbar gegenüber der Heimatgemeinde durch Vermächtnisse von 100 fl für die Unterrichtsstiftung, 300 fl zur Verbesserung des Kirchenweges in Bayerdilling und 50 fl zumArmenfond. Weitere 200 fl stiftete er für eine Jahrmesse in der Pfarrkirche (rW 1847, S. 102).

Franz von Paula Kaindl, 1824 - 1868

Nur 43 Jahre alt wurde der letzte Pfarrer, der aus Wächtering hervorging; mit nur 18 Jahren war die Zeit seines priesterlichen Wirkens entsprechend kurz. Franz Kaindl, getauft auf den hl. Franz von Paula, erblickte am 6. August 1824 das Licht der Welt. 1832 erwarb der Vater den Lohnerhof, wo Franz Kaindl nun zusammen mit fünf Geschwistern aufwuchs. Seine Eltern waren Johann Ev. Kaindl und Kreszenz, geborene Fischer, aus Rain. Den elterlichen Hof übernahm zuerst eine Schwester von Pfarrer Kaindl, dann sein Neffe. Verwandtschaftliche Beziehungen zu Pfarrer Kaindl haben in Wächtering Kaspar Kammerer (Urenkel einer Schwester) und die Röck-Kinder (Ururenkel der anderen Schwester).

Franz Kaindl wurde am 27. Juli 1849 zum Priester geweiht. Pfarr- und Gemeindearchiv geben keine weiteren Aufschlüsse. Kaindls erste Wirkungsstätte als „Hilfspriester“ war in Langenerringen, Landkapitel Schwabmünchen; über weitere Stellen kam er am 30. März 1865 auf die Pfarrersstelle in Hopferbach im Landkapitel Ottobeuren. Knapp drei Jahre später, am 28. März 1868, verstarb Kaindl bereits. Er stiftete - vermutlich im Testament - 100 Gulden für die Kirche von Bayerdilling. Die Stiftungsgenehmigung wurde am 16. Dezember 1868 erteilt.

Konrad Schreiner, 1822 - 1897

Interessanteste Priestergestalt aus der Pfarrei ist zweifellos Konrad Schreiner. Am 25. November 1822 erblickte er auf dem „Schwabpeter“-Anwesen in der Küglegasse als zweites Kind der Gütlerseheleute Anton Schreiner und Maria Anna, geborene Nagl, das Licht der Welt. Das Anwesen verkauften die Eltern zwar 1844, doch blieben sie in Bayerdilling. Die Gründe für den Verkauf sind nicht ersichtlich, doch sind wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht auszuschließen. Warf das kleine Anwesen den Aufwand für die geistlichen Studien des begabten Sohnes nicht ab? Der Vater verdingte sich beispielsweise drei Jahre später, im Jahr der Priesterweihe, auch zum Holzhacken für die Schule Bayerdilling. Konrad Schreiner hatte einen um über elf Jahre älteren Bruder, der im 38. Lebensjahr unverheiratet starb; auch über die Gründe für den frühen Tod gibt es keine Quellen. Dies war eineinhalb Jahre nach Konrads Priesterweihe. Weitere drei Jahre später starb auch die Mutter. Vater Anton Schreiner starb 82jährig im Pfarrhaus in Westendorf bei seinem Sohn (1873).

Die Familie muß hohes Ansehen genossen haben, denn selbst die politische Gemeinde förderte die Studien von Konrad Schreiner, der nicht in der Diözese, sondern in München studierte und im Georgianum untergebracht war. In den Beilagen 44a - 44 c zur Jahresrechnung der Gemeinde Bayerdilling von 1846/47 ist ein „untertäniges“ Schreiben des Studenten Konrad Schreiner mit der Bitte um Förderung seines Studienabschlusses. Der Bitte wurde mit 100 fl aus der Gemeindekasse durch Beschluß vom 26. Februar 1847 entsprochen.

Konrad Schreiner wurde bereits im gleichen Jahr, am 12. August 1847 zum Priester geweiht und feierte wenig später - der Tag ist nicht überliefert - in Bayerdilling seine Primiz. Ferdinand Eichtmair von Pöttmes quittierte nämlich der Gemeinde 6 fl 30 xr für die Lieferung von Triumphbögen „beim Einzug des Herrn Primizianten und an der Primiz“. Weitere Ausgaben hatte die Gemeinde bei diesem Anlaß nicht.

Nach Kaplansjahren, unter anderem in Kühbach und Bergheim bei Dillingen, übernahm er ab 1853 in Folge die Vikarstellen in Sonderheim, Buggenhofen, Oberliezheim und Mönstetten, wo er rund sechs Jahre tätig war. Ab 4. Dezember 1862 war er Pfarrer der 216 Seelen zählenden Pfarrei Könighausen, Landkapitel Kirchheim, anfangs 1869 ging er ins 635 Katholiken zählende Unterelchingen, Landkapitel Weißenhorn, und wurde am 20. März 1873 Pfarrer in Westendorf. Schreiner hatte eine große Pfarrei zu versehen und wurde Dekan des Landkapitels Westendorf. Anläßlich seines 40jährigen Priesterjubiläums zeigte er 1887 seine Dankbarkeit gegenüber der Gemeinde Bayerdilling. Er stiftete im Stil der Zeit eine Mariensäule, die ursprünglich in der Südwest-Ecke (neben Familiengrab „Binder“) aufgestellt war und vermutlich 1914 an den anderen Friedhofseingang (seit 1972 Pfarrergrab Strobl) versetzt wurde. Bei der Erweiterung 1974/75 erhielt das Mariendenkmal seinen jetzigen Standort im neuen Friedhofsteil. Konrad Schreiner starb im 75. Lebensjahr, genau zwei Monate vor seinem Goldenen Priesterjubiläum, am 12. Juni 1897 als amtierender Pfarrer und Dekan zu Westendorf. An der dortigen Pfarrkirche erinnert an der Außenwand ein Gedenkstein an ihn.

Ordensleute aus der Pfarrei

In der Zeit ab 1880 sind mindestens 32 Pfarreiangehörige in einen Orden eingetreten - allerdings kein einziger im Priesterberuf. Dies ist ein Phänomen bei nur 700 Seelen. Fünf Personen verließen im jungen Alter wieder den Orden. Bei den weiteren 27 Personen, die einzeln kurz vorgestellt werden, ist die „Frauenquote“ außergewöhnlich: 22 Ordensschwestern gingen aus genau 100 Geburtsjahrgängen (1863 - 1962) hervor, dagegen weist die Statistik nur fünf Fratres aus. Die Frauen aus dem dörflichen Bereich hatten bis nach dem Zweiten Weltkrieg kaum Chancen, einen Beruf außerhalb von Haushalt und Landwirtschaft zu erlernen - der Ordenseintritt machte hier eine Ausnahme. Als Lehrerinnen (insgesamt sechs), Krankenschwestern oder Wirtschaftsschwestern erschloß sich ihnen eine Arbeitswelt abseits der Landwirtschaft. Den fünf Fratres - drei davon bei den Missionsbenediktinern in St. Ottilien - erschloß sich die Welt außerhalb der dörflichen Enge eines Bauernknechtes, sie wurden Meister ihres Faches und überwiegend in die Afrika-Mission entsandt. Schwerpunkte bei den Frauen waren die Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau in München (sechs), die St. Josefskongregation Ursberg (fünf), die Franziskanerinnen zu Dillingen (vier) und die Barmherzigen Schwestern (zwei „Vinzentinerinnen“). Mit Kreszenz Geier gehört - erstmals nachweislich - eine Ordensfrau den Zisterzienserinnen an, dem Orden also, der vom ausgehenden 13. Jahrhundert bis 1803 Grundherr von Bayerdilling war.

In Bayerdilling ist ein Schwerpunkt der Ordenseintritte bei den Geburtsjahrgängen 1895 bis 1907 (zehn Frauen und fünf Männer) auszumachen. Heute wäre mancher Konvent froh, wenn er soviele Angehörige hätte, wie in kürzester Frist aus dem damals gerade 500 Einwohner zählenden Dorf diesen Lebensweg wählten.

Unter den Ordensleuten aus Wächtering findet sich die Frau, die das höchste Lebensalter - 99 Jahre - erreicht hat. Und die Reihe endet mit Maria Columbine Roßkopf, der 1978 die höchste bayerische Auszeichnung verliehen wurde, nämlich der auf 2000 lebende Träger beschränkte „Bayerische Verdienstorden“.

Eine weitere Merkwürdigkeit weist die Statistik auf: fünf Familien stellen schon 15 der Ordensleute. Aus den Familien Gritschneder („Sattler“) und Stegmair („Weber“) traten in den 1920er und 1930er Jahren jeweils vier Geschwister in ein Kloster ein. Der Einfluß der Eltern und von Ortspfarrer Kaiser sowie die Sogwirkung innerhalb dieser Jugendlichen sind im nachhinein als Hauptgründe für diese Bewegung auszumachen.

Wegbereiter für die Ordensangehörigen waren aber auch die Eltern. In der Trauerrede beschreibt Pfarrer Josef Strobl den am 14. Dezember 1942 im 81. Lebensjahr verstorbenen Mathias Stegmair, Vater von drei Klosterfrauen und einem Ordensbruder: „Er war ein stiller, ruhiger und bescheidener Mann, aus dessen Munde nie ein Scheltwort, oder ein üble Nachrede, oder gar ein Fluchwort kam. Er war ein Mann, durch und durch katholisch, treu und glücklich in seinem hl. Glauben, ehrlich in all seinem Tun, arbeitsam und fleißig in seinem Berufe. Und so wie er selber war, erzog er auch seine Kinder; so wie er selber nie ohne Morgengebet an die Arbeit ging, und so wie er nie ohne Abendgebet sich zur Ruhe niederlegte, so machte es die ganze Familie.“

1. Carolina Strobl, Schwester Maria Eustachia

Sie war die jüngste Tochter des aus Allmering eingeheirateten Rupert Strobl (zuerst beim „Zacherla“) und dessen zweiter Ehefrau Josepha Degenmair von Sinning, geboren am 8. April 1879 auf dem„Heinrichkarl“-Anwesen. 1892 aus der Werktagsschule entlassen, trat sie erst 26jährig am 17. August 1905 im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in Augsburg ein, wurde dort am 28. Mai 1906 eingekleidet und legte am 1. Juni 1908 die Profeß ab. Tätig war Eustachia in Haus und Garten, Ökonomie, Näherei und Wäscherei, Küche und ambulanter Krankenpflege, bis 1913 in Augsburg (Mutterhaus und Städtisches Krankenhaus), dann im Spital Nesselwang (bis Januar 1927) und im Krankenhaus Weißenhorn (bis Juli 1950). Ihren Ruhestand verbrachte Eustachia im Mutterhaus zu Dießen, wo sie am 17. März 1961 auch verstarb.

2. Elisabeth Landes, Schwester Anunciata

Als viertes und letztes Kind der „Schnitzleschneider“-Eheleute Joseph Landes (von Nördling gebürtig) und Walburga, geb. Dumberger (von Sallach), erblickte Tochter Elisabeth am 26. September 1877 auf dem „Schnitzleschneider“-Anwesen das Licht der Welt und wuchs hier auch auf. Sie wirkte bis zu ihrem Tod am 30. Dezember 1939 im Orden der Elisabethinerinnen in Neuburg in der Krankenpflege.

3. Anton Gritschneder, Bruder Agapitus

Anton, geboren am 13. Dezember 1898, legte nach der Lehre bei seinem Vater am 2. Mai 1915 die Sattler-Gesellenprüfung ab. Ab 1. Dezember 1916 leistete er Dienst in der Luftwaffe. Am 12. April 1924 trat er in die Erzabtei St. Ottilien ein, legte am 19. Dezember 1924 die Meisterprüfung und am 31. Dezember 1928 die ewigen Gelübde ab. Bis zu seiner Aussendung war er in der Sattlerei und in der Lederwaren-Werkstatt tätig. Am 4. Mai 1930 betrat er in Genua das Schiff, das ihn in die Ndanda-Mission (Tansania) brachte. Fleißig und engagiert war er dort über vier Jahrzehnte tätig. Jahrelang machte ihm ein Magen- und Darmkatarrh zu schaffen, im September 1972 folgte eine Operation. Nach kurzem erneutem Krankenhaus-Aufenthalt ist Bruder Agapitus am 14. Februar 1973 in Ndanda gestorben.

4. Anna Gritschneder, Schwester Maria Meinholda

Anna wurde am 9. Februar 1895 geboren. Wenige Monate nach ihrer jüngeren Schwester wurde sie am 4. Oktober 1925 in Ursberg, St.-Josefskongregation, eingekleidet. 1924 war sie ins Ringeisenwerk eingetreten und arbeitete anfangs im Ursberger Geflügelhof. Von 1928 bis 1955 war sie in St. Laurentius bei Thannhausen, lange Jahre davon als Oberin, tätig. Bis 1974 betreute sie schließlich als Köchin und Oberin das Erholungsheim des Ordens in Füssen. Die letzten zwei Jahre, durch Krankheit gezeichnet, verbrachte sie in Ursberg, wo sie am 21. November 1976 starb.

5. Maria Gritschneder, Schwester Maria Felrada

Maria wurde am 14. Januar 1900 in Bayerdilling geboren. Sie trat in den Orden der Armen Schulschwestern ein und wurde am 12. August 1924 in München eingekleidet. Mit Gelübde (12. August 1925) und ewiger Profeß (12. August 1931) band sie sich lebenslang an den Orden. Stationen ihres Wirkens als Lehrerin waren Kronwinkl, Mellrichstadt, Dinkelsbühl, Spalt, Marktheidenfeld und Ebersberg. Seit 1946 war sie in Schwarzenfeld bei Schwandorf, wo sie am 4. April 1983 gestorben ist.

6. Sofie Gritschneder, Schwester Maria Clarissa

Sie wurde am 5. Februar 1903 geboren, erlernte das väterliche Sattlerhandwerk und legte sogar die Meisterprüfung ab. Im engen dörflichen Kreis wäre ihr als Frau diese Möglichkeit verwehrt geblieben - bezüglich Gleichstellung im Beruf waren die Klöster somit der Entwicklung voraus. Sofie wurde am 19. März 1925 in Ursberg, St.-Josefskongregation, eingekleidet. Im Kloster Ursberg arbeitete Schwester Maria Clarissa als Schuhmachermeisterin. Gestorben ist sie am 31. Mai 1979.

7. Michael Wagner, Bruder Ruthard

Am 24. November 1900 geboren, arbeitete Michael zunächst auf dem elterlichen „Schleicher“-Anwesen, mußte das letzte halbe Jahr des Ersten Weltkrieges noch Militärdienst leisten und trat danach in fremdem landwirtschaftlichen Dienst. Nach dem Tod der Eltern bat er um Aufnahme in St. Ottilien; im gleichen Jahr folgten drei Schulkameraden seinem Beispiel. Nach einem Jahr Postulat und einem Jahr Noviziat folgten am 12. Oktober 1925 das zeitliche und drei Jahre später die ewigen Gelübde. Bruder Ruthard, so der Klostername, arbeitete in Küche und Metzgerei und machte 1928 die Gesellenprüfung als Metzger. Nach einem Jahr Ottilienkolleg in München war er von 1931 bis 1938 Koch und Metzger im Klostergut Wessobrunn. Nach wenigen Monaten in der Küche des Konviktes Königsmünster (in Meschede) wurde er am 1. September 1939 zum Kriegsdienst eingezogen, gehörte eineinviertel Jahre einer Landesschützenkompanie in Polen an. Heizer in Königsmünster, Umzug nach St. Ottilien und Arbeit im Elisabethstift Lauingen waren die Stationen bis August 1945. Das weitere Ordensleben verbrachte Ruthard wieder in Meschede als Koch, später als Gärtner und Hühnerwart, ab 1957 als Küster der Notkirche und später der neuen Abteikirche. Seit 1973 mehrfach erkrankt, konnte er 1975 die Goldene Profeß feiern. Kurz nach einer Operation wegen Nierentumor starb er am 25. Oktober 1979.

8. Franziska Zinnagl, Schwester Maria Oswalda

Franziska, geboren am 6. Oktober 1902 auf Hausnummer 36 („Bachmichl“) und dort auch aufgewachsen (die Eltern gingen 1929 zum „Pfaffenbauer“), trat am 15. April 1925 bei den Dominikanerinnen in Schlehdorf am Kochelsee ein, legte am 29. Oktober 1927 die ersten Profeß ab und wurde am 9. Dezember 1927 in die Mission nach Südafrika ausgesandt. Die Wirkungsorte waren: 2. Köchin in Queenstown für 5 ½ Jahre, 7 Jahre Station Middelburg (mit Lehrtätigkeit für die Eingeborenen) und ab März 1939 in der Küche in Melrose, St. Vincentis School for the Deaf. Die zwei Küchenschwestern hatten, unterstützt von zwei Eingeborene für Geschirrwaschen und Hilfsdienste, 29 Schwestern (davon 20 Lehrerinnen) und 170 gehörgeschädigte Kinder (die meisten im zugehörigen Internat untergebracht) zu versorgen. Die Kinder kamen schon ab dem 3. Lebensjahr, denn mit 8 oder 10 Jahren ist das Sprechenlernen schwieriger, schrieb sie in die Heimat. Am 23. November 1958 folgte der Wechsel in den „Convent of the Sacred Heart, Belgravia, Johannesburg“. Wenige Tage nach einem Schlaganfall starb Schwester Oswalda dort am 11. Februar 1968. Immer angenehm, lächelnd, in sich selbst ruhend, hilfreich und total selbstlos blieb sie den Mitschwestern in Erinnerung.

9. Theresia Stegmair, Schwester Maria Humilia

Theresia ist als drittes von 13 Kindern der Eheleute Mathias und Kreszenz Stegmair auf dem Weber-Anwesen am 10. November 1897 geboren worden. Sechs Geschwister starben im 1. Lebensjahr (darunter die jüngsten, 1909 geborenen Zwillinge), ein Bruder ist im Ersten Weltkrieg gefallen. Nur die Brüder Joseph (Hof-Nachfolger) und Michael blieben weltlich. Theresia trat als erste von vier Geschwistern in den Orden ein, und zwar 1920 in die St.-Josefskongregation Ursberg, wo sie am 4. Oktober 1924 die Profeß ablegte. Zunächst in einer Pflegegruppe eingesetzt, arbeitete sie dann als Krankenpflegerin in Günzburg, Jettingen (ambulanter Dienst) und viele Jahre in Ursberg. Von 1951 bis 1979 war sie in Percha tätig, lange Jahre im Altenpflegedienst, später, als ihre Kräfte nachließen, in helfenden Diensten. Gestorben ist sie am 10. März 1980 in Ursberg.

10. Maria Stegmair, Schwester Maria Materna

Maria erblickte als achtes der dreizehn Kinder auf dem „Weber“-Anwesen am 12. August 1903 das Licht der Welt und trat 1923 in Ursberg ein. Von der ersten bis fast zur letzten Stunde ihres Ordenslebens diente sie den Kranken. Stationen waren unter anderem das Hauptkrankenhaus Augsburg, ambulante Krankenpflege und Krankenhaus Jettingen, Schlaegelsche Klinik Günzburg, Hauskrankenpflege und Krankenhaus Ursberg (zeitweise Oberin) sowie Krankenhaus Pfaffenhausen. Verstorben ist sie am 9. Dezember 1976 in Ursberg.

11. Kreszenz Stegmair, Schwester Maria Wilma

Kreszenz ist das elfte und jüngste der erwachsen gewordenen Geschwister und wurde am 8. April 1907 geboren. Zunächst blieb sie in der elterlichen Landwirtschaft. Nach der Übergabe des Hofes konnte sie ihren langgehegten Wunsch verwirklichen und ihren Schwestern nach Ursberg folgen, wo sie 1932 eintrat, am 4. Oktober 1933 eingekleidet wurde und fünf Jahre später die ewige Profeß ablegte. Zuerst in der Behindertenpflege tätig, kam sie im April 1941 als ambulante Krankenschwester nach Pfaffenhausen und wurde am 9. Februar 1942 in das eben eröffnete Lazarett Ursberg zurückgerufen, wo sie bis zu dessen Auflösung im Juni 1945 wirkte. Die Betreuung Schwerstbehinderter bis Mai 1950 sowie Krankenhausdienst in Altusried und Ursberg folgten. Im Juli 1956 wurde ihr der ambulante Krankendienst im Altlandkreis Krumbach übertragen, bis sie von 1971 bis 1984 in der Filiale Breitbrunn die häusliche Krankenpflege übernahm. Am 22. August 1992 ist sie in Ursberg verstorben.

12. Alois Stegmair, Bruder Reinhold - Der heiligmäßige Bauernknecht

Alois wurde am 28. Mai 1902 geboren. Über sein nur knapp 35jähriges und als heiligmäßig beschriebenes Leben ist eine vom Orden in Auftrag gegebene, 72 Seiten umfassende Biographie von P. K. Wildenauer erhalten. Bruder Reinhold schrieb selbst, daß vor allem seine kernchristlichen Eltern die Grundlagen für sein Streben nach dem Ordensstand legten. Dabei war der Weg für Alois schwer. Mit vier Jahren verlor er das linke Auge. Er war durch die soeben gefütterten Hühner der Mutter nachgelaufen, als ihm ein Hahn ins Gesicht flog und mit den Krallen das Auge schwer verletzte. Zwei Monate mußte er allein in der Augsburger Augenklinik verbringen. „Durch dieses schon so frühe Leid wurde ich ein ruhiger, fast schüchterner Knabe“, schrieb Bruder Reinhold von sich selbst und meinte besonders die lange Trennung von der Familie. Alois war ein sehr guter Schüler; im Hinblick auf das verlorene Auge riet der Ortspfarrer von einem Studium im Missionskloster St. Ottilien ab - was für den etwa 10jährigen Knaben ein erneuter herber Schlag war. Nach der Schulentlassung machte er den Knecht auf dem elterlichen Anwesen. Bei weiteren drei Unfällen hatte er einen Schutzengel: einmal geriet er unter eine1 Feldwalze, einmal rutschte er auf vereister Straße unter ein Pferd, das wild um sich schlug, ihn aber nur leicht verletzte und ein drittes Mal sprang er, von einer inneren Stimme getrieben, in einer Sandgrube zur Seite, als einen Moment später herabstürzende Sandmassen seinen vorherigen Standplatz verschütteten. Alois ging nie auf den Tanzboden, wohl aber ab 18 Jahren „zum Bier“ und Kartenspielen. Im Dorf war er besonders bei der älteren Generation beliebt, ging gern in den „Hoagarten“ und machte noch lieber Krankenbesuche. Eine langjährig kranke Frau, ehemals Hausnäherin, bat wiederholt, ihr den Alois zu schicken, „der könne sie so trösten, besser als unser Herr Pfarrer“. Bei einer Rom-Pilgerfahrt vom 17. bis 25. Mai 1933 reifte, nachdem zwei Jahre vorher der Bruder den Hof übernommen hatte, endgültig der Entschluß zu einem nochmaligen Anlauf für den Ordensberuf. Im Januar 1932 hatte ihn der Ortspfarrer von einem Eintritt bei den Kapuzinern in Altötting wegen deren strengen Lebensweise abgeraten, an Pfingsten 1932 lehnten ihn die Münchener Franziskaner aus Altersgründen ab. Auf die Fürsprache seiner Schwester fand er am 5. September 1933 bei den Redemptoristen in Gars am Inn Aufnahme.

Hier ordnete er sich vorbildlich ein, die Ordensoberen berücksichtigten die schwache Konstitution und das Bruchleiden von Alois, der zunächst in der Ökonomie und dann als Hausbruder („Mädchen für Alles“) eingesetzt war. Am 3. Mai 1934 wurde Alois als Bruder Reinhold eingekleidet und legte am 9. Mai 1935 die Profeß ab. Unmittelbar danach wurde er nach Günzburg versetzt und unterzog sich dort zunächst der Bruchoperation. Im Alfonsianum diente er als gewissenhafter Hausbruder, war ab 16. Januar 1937 als Maurerhelfer für zehn Wochen bei Umbauten in Gars eingesetzt. Ab Ostermontag wieder in Günzburg, offenbarte er erst am folgenden Samstagmorgen seine heftigen Schmerzen, ausgelöst durch Geschwüre am Zwölffingerdarm. Eine Operation noch am gleichen Tag konnte ihn nicht mehr retten. Bereits am nächsten Tag, dem 4. April 1937, starb er abends 22 Uhr, nachdem ihn seine drei Schwestern und die Eltern noch am Sterbebett besucht hatten. Mehrmals hatte der sonst zurückhaltende Bruder, erstmals gegenüber dem Vater bei der zeitlichen Profeß 1935, seine Todesahnungen mitgeteilt. Im August 1936 sagte er mit Bestimmtheit seinem Hausschneider, er werde kein Jahr mehr leben. Alle Voraussagen waren richtig. Eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ein heiligmäßiger Bauernknecht, ging nach nur dreieinhalb Jahren Zugehörigkeit in die Geschichte des Redemptoristenordens ein.

13. Joseph Koller, Bruder Mellitus - Der Missionsarchitekt

Joseph wurde am 10. Februar 1899 auf dem „Schiele“-Anwesen geboren. Er fühlte sich von den Eltern benachteiligt gegenüber dem älteren Bruder und Hoferben und der einzigen Schwester. Anstatt eines Bauernknecht-Daseins wollte er hinaus in die Welt, ging mit Anton Gritschneder nach St. Ottilien und ging wie dieser in die Ndanda-Mission. Für das Anwesen des Bruders zeichnete der gelernte Zimmerer den Plan für den Stadelneubau von 1931. In die Ostafrika-Mission reiste er am 5. Juni 1934 ab. Bruder Mellitus galt in Ndanda als Diözesanarchitekt, er war in dem Missionsgebiet der Planer und Bauleiter großer Kirchen und Stationen, so 1950 - 1952 in Mikindami und anschließend in Lukuledi. Nach einer Operation war er 1957/58 in der Heimat, trotz des Alters zog es ihn wieder nach Tansania. Der geschätzte Architekt starb am 2. März 1965 in Anwesenheit des dortigen Diözesanbischofs und seines Landsmannes, Pater Ulrich Stöckl.

14. Maria Strobl, Schwester Maria Sibyla

Geboren am 27. März 1903 als Tochter des „Heinrich-Karl“, wirkte die Handarbeitslehrerin als Kandidatin in Schongau und Rottenburg/Laaber. Mit Viktoria Königsdorfer wurde sie am 9. August 1926 eingekleidet, legte mit ihr am 10. August 1927 das Gelübde und genau sechs Jahre später die ewige Profeß ab. Als Schwester war Maria Sibyla ab 1927 in Murnau und ab 1936 in Dorfen tätig; hier starb sie am 21. Januar 1990 im 87. Lebensjahr. Die Handarbeitslehrerin fertigte das Altartuch für den Marienaltar der Pfarrkirche (Seitenaltar) mit der Aufschrift "Gegrüßet seist Du Maria". Die Werkstoffe dazu stifteten ihre Eltern Rupert und Anna Strobl.

15. Viktoria Königsdorfer, Schwester Maria Metrana

Am 4. Januar 1899 als Tochter der Schuhmachermeisterseheleute Johann und Viktoria Königsdorfer geboren, trat sie 1925 in den Orden der Armen Schulschwestern ein, nachdem sie vorher bereits vier Jahre als Kandidatin in Marktoberdorf tätig war. Am 9. August 1926 wurde sie eingekleidet, legte am 10. August 1927 die Gelübde und genau sechs Jahre später die ewige Profeß ab. Eingesetzt war Viktoria Königsdorfer als Wirtschaftsschwester in Küche und Haus, und zwar zunächst in München, Mitterteich und Würzburg-Heidingsfeld, dann von 1938 bis 1956 in Argentinien. Nach der krankheitsbedingten Rückkehr aus Südamerika wirkte sie bis März 1959 in Weichs, die letzten Lebensmonate verbrachte sie in München-Giesing, wo sie am 12. März 1959 verstarb.

16. Lorenz Sattich, Bruder Athanasius

Der „Schwappmer-Lenz“, wie er im Volksmund genannt wurde, ist als nichteheliches Kind am 11. August 1898 in Rain geboren. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er bei seinem Vater Benedikt Ehrentreich, der 1904 seine Stiefmutter, die Hebamme Kreszenz Martin, geheiratet hatte. Lorenz Sattich leistete Militärdienst und war Teilnehmer des Ersten Weltkrieges. Die Zerrissenheit der Jugend - bei der leiblichen Mutter in Rain, dann beim „Schwappmer“ und anschließend das Dasein als Knecht - ließ ihn verschlossen werden. Der Weg ins Kloster Mariannhill in Südafrika, wo er am 3. September 1923 als Bruderpostulant eingetreten ist, war vermutlich auch ein Bruch mit dieser Vergangenheit. Seine Ordensprofeß legt er am 1. November 1926 ab, genau drei Jahre später band er sich mit den ewigen Gelübden an die Mariannhiller Missionskongregation. Als Maurer und Baumeister war er zeit seines Lebens in den südafrikanischen Diözesen Mariannhill und Umtata sowie Bulawayo (Rhodesien) tätig, wo er Missionsstationen aufbaute und an bestehenden Bauten Reparaturen ausführte. Der sehr beliebte Missionar starb am 24. Juli 1965 in Mariannhill.

17. Franziska Mayr, Schwester Maria Rivalta

Die am 9. April 1906 auf dem „Kaiser“-Anwesen (Ecke „Bauerngasse“ - „Küglegasse“, heute Willi Breimair) geborene Franziska Mayr war in der Pfarrei längst in Vergessenheit geraten, denn das Anwesen verkaufte ihr verwitweter Vater 1928 an den „Christl“, der das Haus abbrach und seine Hofstelle erweiterte. Durch den Tod von Vater und einziger großgewordener Schwester hatte sie bald danach auch keine engeren Angehörigen mehr. Sie war als Kandidatin und Postulantin im Theresienheim in Bad Reichenhall und wurde 1928 eingekleidet. Die ewige Profeß legte die Franziskanerin am 22. Juli 1932 ab und war anfangs Aushilfe in Pfronten und Waidhofen, ab 1940 in Sonthofen-Süd,1942 kündigte sich bereits ihr langes Leiden an, es sollte ein Weg von 50 Jahren werden. Als sie im September 1949 nach Gundelfingen ins damalige Kinderasyl kam, war sie schon so stark gehbehindert, daß sie ihren Beruf als Köchin nicht mehr ausüben konnte. Sie wurde im Nähzimmer beschäftigt, war später an den Rollstuhl gefesselt und kam im Herbst 1985 in den Krankenstock nach Maria Medingen. Am 2. August 1992 rief ihr Herr sie zu sich. Franziska hatte bei der Einkleidung den Klosternamen Maria Rivalta erhalten. Damit konnte sie vermutlich nicht viel anfangen, denn auf ihre Bitte durfte sie nach den II. Vatikanischen Konzil zu ihrem Taufnamen zurückkehren.

Das Sittenzeugnis, das ihr Heimatpfarrer Georg Kaiser in schwungvoller Schrift am 29. Februar 1928 zur klösterlichen Einkleidung ausgestellt hatte, bezeugt die schwere Jugendzeit eines Mädchens aus einfachsten Verhältnissen. Es lautet:

„Der am 9. April 1906 zu Bayerdilling geborenen Taglöhnerstochter Mayr Franziska kann der Unterzeichnete, welcher seit 1904 dahier Pfarrer ist, und der also die Mayr Franziska von Kindheit an und während ihrer ganzen Schulzeit und Jugend gekannt hat, in jeder Hinsicht nur das allerbeste Zeugnis ausstellen. Sie ist stets ein braves frommes Schulkind und nachher ein stets musterhaft braves und tugendhaftes Mädchen gewesen. Unter mitunter sehr harten und schwierigen Verhältnissen in ihrer Jugend hat sie stets musterhaft sich geführt. Ich bin vollauf überzeugt, daß sie sich bestens eignet für Aufnahme in das Kloster. Ich kann sie von ganzen Herzen nur loben und empfehlen.“

18. Kreszenz Geier, Schwester Simone

Kreszenz Geier, Jahrgang 1962, vom „Letter“, ist in den Zisterzienserinnenorden eingetreten, der beinahe 550 Jahre (1257 - 1803) Grundherr in Bayerdilling war. Sie gehört der Abtei Seligenthal/Landshut an, dem ersten Zisterzienserinnenkloster im Herzogtum Bayern, gegründet 1232 (neun Jahre vor Niederschönenfeld) und anfangs den Äbten von Kaisheim unterstellt.

19. Monika Stegmeier, Schwester Maria Magdalena

Bei den Salesianerinnen von St. Bosco in Dietramszell wirkt heute noch die 1921 auf dem Brunnenhof geborene Maria Magdalena Stegmeier. Was hat sie mit Bayerdilling zu tun? Der Brunnenhof gehörte, wie auch Sulz, über die Jahrhunderte zur Pfarrei. Erst 1950 wurde er nach Etting umgegliedert; Schwester Maria Magdalena ist im Geburtsmatrikel von Bayerdilling eingetragen und als Pfarreiangehörige aufgewachsen.

20. Creszenz Wünsch, Schwester Maria Aquinata

Kreszenz Wünsch ist als Tochter der Bauersleute Alois und Maria Wünsch („Strobl“) am 22. Februar 1888 zur Welt gekommen. Im Nachruf der schwäbischen Provinz der Maria-Ward-Schwestern heißt es, die tieffromme Mutter brachte ihre Tochter zur Ausbildung als Lehrerin in das Institut nach Neuburg. 1906 - 18jährig - legte sie in Lauingen die Seminarschlußprüfung und 1910 in Augsburg die Anstellungsprüfung mit erfreulichem Erfolg ab. Am 21. August 1911 eingekleidet, schaffte Aquinata 32 Jahre lang unermüdlich abwechselnd an der Volkshaupt-, höheren Mädchen- und Haustöchterschule in Neuburg und nach dem dortigen Abbau in der NS-Zeit noch zwei Jahre an der Haustöchterschule zu Wallerstein. Sie wird als vorbildliche Klosterfrau, sonnige Natur, bescheiden und verständnisvoll beschrieben. Auch der Magen- und Leberkrebs, an dem sie einige Jahre litt und an dem sie 52jährig am 6. Januar 1941 in Neuburg starb, konnte bis zuletzt ihren unverwüstlichen Frohsinn nicht brechen.

21. Benedicta Pfaffenzeller, Schwester Maria Ambrosia

Aus der Ehe des Gallus Pfaffenzeller von Illdorf und der Aloisia Biberthaler von Pessenburgheim, die sich im Mai 1862 auf dem „Neller“-Anwesen in Wächtering niederließen, gingen acht Kinder hervor, von denen eines im zweiten Lebensmonat starb. Von den weiteren fünf Schwestern traten drei dem Orden der Armen Schulschwestern bei und auch die beiden anderen (Maria und Victoria) blieben ledig, ebenso der Bruder Jakob. Der jüngere Bruder Johann lebte 81jährig anno 1951 in Kassel.

Die älteste Pfaffenzeller-Tochter, Benedicta, geboren am 17. April 1863 zu Wächtering, ging zwei weiteren Schwestern im Ordensberuf voran. Sie kam am 16. August 1887 zur Einkleidung, legte am 28. August 1889 die Ordensgelübde und am 28. August 1896 die Ewige Profeß ab. Sie wirkte im Orden der Armen Schulschwestern, der damals schon in Rain eine Niederlassung unterhielt und in Mädchenschule und Kindergarten tätig war. Schwester Ambrosia wirkte als Lehrerin in Laufen, München-Giesing, Neunburg vorm Wald, Abensberg und Schierling und schließlich ab 1934 in Dingolfing, wo sie auch Oberin war und am 7. Januar 1951 im 88. Lebensjahr starb.

22. Walburga Pfaffenzeller, Schwester Maria Capistrana

Ihr war nur eine kurze Wirkenszeit gegönnt. Sie wurde am 7. November 1864 geboren. Die Lehrerin wurde im August 1889 eingekleidet und legte ein Jahr später die Gelübde ab. Maria Capistrana war als Kandidatin in Regenstauf und als Schwester in Vohburg und Dingolfing eingesetzt. Im August 1899 legte sie knapp 35jährig die ewige Profeß ab und kam im selben Jahr ins Ruheheim des Ordens; hier in München-Giesing starb sie am 12. Dezember 1902.

23. Franziska Pfaffenzeller, Schwester Maria Adelarda - Die Hochbetagte

Franziska, geboren am 21. Dezember 1874, ist vermutlich die hochbetagteste Frau, die aus der Pfarrei bisher hervorgegangen ist. Nach über 75 Jahren Ordenszugehörigkeit starb sie - genau neun Monate vor ihrem 100. Geburtstag - am 21. März 1974 in Adelshofen. Die Lehrerin wurde am 18. August 1898 eingekleidet und legte ein Jahr später die Gelübde ab; die ewige Profeß folgte am 3. August 1907. Stationen ihres Wirkens als Lehrerin waren Dachau (20 Jahre) und dann - jeweils zugleich als Oberin - in Wallenfels, Vilsbiburg, Velden, Wörth/Main und Poxau. 1946 bezog sie ihren Alterssitz Adelshofen.

24. Anna Seitzmeir, Schwester Maria Carista - Die Seßhafte

Die am 23. Juni 1911 geborene Angehörige des Franziskanerinnenordens zu Dillingen legte am 6. August 1932 ihre Profeß ab und ist am 1. Februar 1983 im Krankenhaus in Rummelsberg gestorben. Auf ihrem Sterbebild heißt es: „50 Jahre diente sie als Pflegeschwester im Schutzengelheim Lautrach in großer Liebe und Treue Gott und den ihr Anvertrauten.“

25. Helena Seitzmeir, Schwester Maria Laurine

Am 6. Juli 1913 in Schopflohe geboren kam sie im Frühjahr 1914 mit ihren Eltern nach Wächtering. Am 5. August 1935 trat sie bei den Dillinger Franziskanerinnen ein und legte am 6. August 1936 ihre Profeß ab. 50 Jahre wirkte sie als Erzieherin für ihren Orden: bis 1941 und von 1946 bis 1986 in Burgkunstadt, dazwischen fünf Jahre in Lauterhofen. Kurz vor ihrem Diamantenen Profeßjubiläum starb die Franziskanerin am 21. Dezember 1995 in Burgkunstadt, wo sie seit 1986 auch ihren Ruhestand verbracht hatte.

26. Franziska Lehenberger, Schwester Maria Ratharda

Geboren am 29. Juni 1921 als Tochter der Eheleute Georg und Franziska (geb. Furtmüller) Lehenberger, trat sie in den Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, Mutterhaus München, ein und legte am 7. Juli 1949 die Ordensprofeß ab. Gestorben ist die Krankenschwester am 27. Februar 1989 in Planegg, bestattet ist sie auf dem alten Teil des Münchener Waldfriedhofs.

27. Maria Roßkopf, Schwester Maria Columbine - Die Hochgeehrte

Für das Heimatbuch hat sie im Juli 1997 ihren Lebenslauf wie folgt niedergeschrieben:

„Maria Roßkopf, geboren 2.12.1915 in Wächtering bei Rain. Den Eltern wurden 9 Kinder geboren, 5 Buben und 4 Mädchen. Mit 6 Jahren kam ich in die Volksschule Bayerdilling. Dann besuchte ich noch die Fortbildungsschule. Nach dieser Beendigung wollte ich in den Dienst zu den Bauern gehen, doch eine innere Stimme sagte mir nein, gehe doch ins Kloster. Nach langem Hin und Her haben die Eltern doch ihr „Ja“ gesagt. In Dillingen a.d. Do. bat ich dann um Aufnahme und wurde auch gleich genommen. Meine Eltern haben mich noch nach Dillingen begleitet. Mein erster Posten war dann Lauingen im Waisenhaus, dort verbrachte ich vier Jahre und es hat mir gut gefallen. Nach 4 Jahren sollte ich dann zur Einkleidung kommen. Doch die hohe Vorgesetztin hat mich gebeten, doch die Krankenpflegeschule zu machen. Schweren Herzens habe ich mich entschlossen, die Prüfung in Arnstorf zu machen. Mit gutem Zeugnis habe ich die Prüfung bestanden. Jetzt führte mich mein Ziel wieder ins Mutterhaus nach Dillingen zur hlg. Einkleidung als Dillinger Franziskanerin. Als das Noviziat vorbei war, durfte ich meinen bis heute geliebten Beruf als Krankenschwester in Nürnberg-Eibach ausüben, wo ich von 1938 bis heute noch arbeite. Wenn auch nicht mehr bei den Kranken, so doch als Sakristanin und Köchin und Garten. Mein Sport zu meinem Beruf war mein Fahrrad, Tag und Nacht. Die Anerkennung für meinen so aufopfernden Beruf war dann die Verleihung des Verdienstordens, worüber ich mich sehr freute. Mein ganzes Leben war die ganze Hingabe an Gott und an die kranken Menschen und dies hat mich im Inneren so glücklich gemacht.“

Im Antiquarium der Münchener Residenz erhielt Schwester Maria Columbine Roßkopf aus der Hand von Ministerpräsident Alfons Goppel am 8. Juni 1978 den Bayerischen Verdienstorden. Sie ist im 87. Lebensjahr am 30. April 2002 in Straubing verstorben.

Die Bayerdillinger Seelsorger

Die Pfarrerfolge

Bayerdilling ist eine Urpfarrei und hatte sicher schon zu Zeiten des Kastenamtes einen eigenen Seelsorger. Ein Indiz dafür ist auch die Schenkung der Pfarrei durch Herzog Ludwig II. im Jahr 1257 an das Kloster Niederschönenfeld, die 1283 - vermutlich nach dem Ausscheiden des Amtsinhabers - erst bestätigt wurde. In früheren Jahrhunderten wurden vom Pfarrherrn oft nur die Vornamen festgehalten, so mehrfach auch in Bayerdilling.

Erster namentlich überlieferter Seelsorger ist am 29. September 1288 ein „dominus Heinricus Plebanus de Tullingen“. Der Vorname Heinrich für den Bayerdilling Pfarrer erscheint nochmals 1292 und 1295, beim letzteren Mal mit dem Familiennamen Erelpach. Pfarrer Heinrich der Schmid schenkte dem Kloster Niederschönenfeld 1381 ein Haus auf dem Kirchberg (Baader, S. 240). 1391 tritt „Herr Hannß, zu den zeiten Pfarrer zu Tillingen“, als Zeuge einer Urkunde der Bauernschaft des Ortes auf. Der Rainer Heimatforscher Fischer (1817 - 1890) hielt folgende Bayerdillinger Pfarrer des ausgehenden Mittelalters namentlich fest: 1412 Hanns der Walkhan, gewesener Pfarrer (eventuell wieder der 1391 Genannte), Heinrich Kamerer, Martan Gulden (bis 1437) und Ulrich Sweigker (ab 1437). Jörg Balthasar wird am 1. Juli 1476 genannt, dann folgt eine größere Lücke.

Die vergangenen 430 Jahre, besser belegbar, beginnen mit Conrad Ott (spätestens ab 29. Juli 1569, gestorben 29. November 1576) und Balthasar Arnold (31. Juli 1577). Sein Nachfolger Johann Siber wird in einem Schreiben von Herzog Wilhelm an den Bischof von Augsburg am 12. Januar 1585 als unpriesterlicher, ärgerlicher und unleidlicher Mann bezeichnet, der nicht nur gestraft, sondern seiner Pfarrei enthoben werden soll. Der Amtsenthebung kam Siber durch Rücktritt zuvor, denn am 3. Juli 1585 ernennt Herzog Wilhelm den Prälaten zu Thierhaupten und den Pfleger zu Rain zu Kommissären, um den gewesenen Pfarrer zu Dilling mit der Äbtissin zu vergleichen (= vermitteln, aushandeln) und „diesen unruhigen Mann von diesem Ort zu bringen“. Die Äbtissin soll ihm an seiner Besoldung so viel auszahlen, als er bis zur Zeit seiner Resignation verdient hat.

Jakob Regelmair von Straubing war spätestens ab 1590 Pfarrer, er hat einen Jahrtag gestiftet und ist in Bayerdilling am 8. Juli 1605 gestorben, sein Grabstein befindet sich in der Pieta-Nische der Pfarrkirche (Ostseite). Der noch ältere Priester-Grabstein, um 1530, jetzt am westlichen Friedhofsausgang, kann namentlich nicht zugeordnet werden.

Thomas Apel, geboren 1577 in Rain, machte als Pfarrer von etwa 1618 bis 1635 die Schrecken des Schwedeneinfalles mit zahllosen Toten mit. Johannes Neubrand, geboren 1604 in Emerkingen, Diözese Konstanz, war vermutlich von 1636 bis 1645/46 Seelsorger. Von 1646 bis 1648 war Pfarrer Michael Heinrich aus Münster als Vikar tätig gewesen sein (auch in der Gemeinderechnung 1647 ist 1 fl für Herrn Michael, jetziger Pfarrer, wegen des Schauerfreitags vermerkt). 1648/49 wurde bei der Aufnahme eines neuen Pfarrers zulasten der Gemeinde beim „Sandpreu“ gezecht; vielleicht handelte es sich um den 1652 genannte Pfarrer Jakob Schmidtpaur.

In den folgenden ruhigeren Zeiten gibt es zuverlässigere Nachrichten über die Seelsorger. Es folgten von 1654 bis 1658 Balthasar Krabler, dann spätestens ab 1665 bis 1678 Thomas Kandler (hatte einen Magister-Abschluß) und die nächsten 20 Jahre bis zum Tod am 24. Mai 1698 Ignaz Schindler. Von ihm wie den drei nächsten Priestern existieren Grabsteine in beziehungsweise an der Kirche Bayerdilling.

Die längste Seelsorgerzeit in Bayerdilling verbrachte Jakob Wilhelm Riederer, der das für seine Zeit biblische Alter von 83 Jahren erreichte und nach Kaplanstätigkeit in Oberndorf sowie zwei Jahren als Spitalbenefiziat zu Rain die Pfarrei Bayerdilling von 1698 bis 1743 versah, nach der Resignation gelegentlich in der Seelsorge aushalf und 1749 hier starb. Riederer war mindestens bis 1701 nur als Vikar bestellt; seine letzte Taufe als Ruhestandsgeistlicher ist am 26. Mai 1746 eingetragen. Nur ein kurzes „Gastspiel“ gab Kaspar Kopp, vorher Spitalbenefiziat in Rain, von 1743 bis 1745.

Franz Xaver Rimmele, am 31. Juli 1707 geboren und 1731 geweiht, versah die Pfarrei vom 18. Mai 1745 bis zum Tod am 8. Juli 1753. In seiner Amtszeit wurde die Kirche neu gebaut, sein Bruder Professor Ildephons Rimmele OSB hat ihm einen in der Pfarrkirche (neben der Sakristei) angebrachten Grabstein gestiftet. Johannes Anton Harter von Kühbach, seit 1743 Frauenbenefiziat in Rain, wirkte vom 3. September 1753 bis 3. Dezember 1765 in der Pfarrei und ist Stifter der Aloisibruderschaft; er starb hier nach kurzer Krankheit.

Sein Nachfolger, Johann Leonhard Ernst (1766 - 1778), scheint bei den geistlichen Behörden einmal denunziert worden zu sein. Bei den Untersuchungen durch den Rainer Landrichter sagen die drei von der Gemeinde Bayerdilling abgeordneten Männer, „sie wissen überhaupt nichts, was er Unrechtes gemacht hätte“. Die beiden Anwesensbesitzer von Sulz beteuern, daß Ernst „des Tags wie des Nachts zur Verfügung steht“, für Wächtering erscheint sogar eine Delegation aus fünf Männern, die drei Nördlinger Anwesensbesitzer erscheinen vollzählig und „wissen nichts als Lieb und Gutes von ihm“, ebenso wie der Strauppner und der Holzmüller.

Leonhard Ernst und Josef Maier hatten 1778 ihre Dienstposten getauscht; sowohl Ernst als nunmehr stemmerischer Benefiziat zu Rain (1779) wie Maier (1780) starben schon kurz danach. Maier, ein gebürtiger Rainer, der zehn Jahre das Stemmersche Benefizium versah, wurde nur 34 Jahre alt. An ihn erinnert ebenfalls ein Grabstein in Bayerdilling. In der Folge gab es häufige Pfarrerwechsel, genannt sind unter anderem Johann Michael Baur (1785), Johann Christian Koch (1793) und Mathias Lunzner (1794 - 1801). Im Taufbuch ist zu Zeiten von Lunzner überwiegend der Kaplan eingetragen.

Von den weiteren Pfarrern bis in die Gegenwart hielt es vermutlich nur noch drei bis zum Tod auf der Pfarrstelle zu Bayerdilling. Die Reihenfolge ist:

Joseph Rieger von Ingolstadt, 1801 - 1824
Leonhard Mitsch, 1824 - 1830, dann Pfarrer in Aresing
Georg Reinhard, ernannt 28. August 1830, blieb nur wenige Monate
Georg Hildebrand von Schellenhof (Diözese Eichstätt), 1831 (ernannt 23. Februar) bis 1836, ging nach Rain und war später Pfarrer zu Berg bei Donauwörth
Johann Nepomuk Keppeler von Oberrohr, 1836 - 1847, dann in Stein
Stephan Vogt von Lauchdorf, 1847 - 1858, starb an Scharlach und Friesel, laut Grabstein ein großer Förderer von Kirche und Schule
Johann Ev. Schaber von Regenstauf, 1858 - 1872, Grabstein erhalten
Franz Xaver Philipp Markmiller von Höchstädt, 1873 - 1884 (Abgang nach Benningen)
Michael Vogl von Megesheim, 1884 - 1889, dann Seelsorger in Pfaffenhofen a. d. Roth
Josef Demmler von Gempfing, 1889 - 1895 (weitere Stationen: Irsee, Neuburg St. Peter und Benefiziat in Starnberg)
Anton Mittrücker von Hettenleidelheim (Diözese Speyer), 1895 - 1904 (Pfarrer in Reimlingen und dann Ried bei Dinkelscherben, dort 1926 gestorben)

Georg Kaiser von Auerbach bei Horgau, 1904 - 1929, seit 1920 Kammerer des Landkapitels Rain, ging als Pfarrer nach Welden, starb am 4. November 1948 in Dillingen. Kaiser galt, besonders bei den Kindern, als sehr strenger Mann und war sehr autoritär. Er schuf beispielsweise die herkömmliche Pferdebenediktion in Nördling ab und verweigerte nach Todesfällen auch bei beengten häuslichen Verhältnissen das Rosenkranz-Beten in der Kirche. In seinen Aufzeichnungen äußerte er aber auch Verständnis für sein „mit Arbeit beladenes“ Volk.

Joseph Strobl von Itzing, 1930 - 1968, blieb als Ruhestandspriester im Pfarrhof und starb am 26. September 1972 in Rain.

Albrecht Grupp, Stadtpfarrer von Rain, Pfarrvikar von 1. September 1968 bis 14. März 1984 (ging 1990 nach Friesenried, jetzt in Nonnenhorn).

Anto Maric, vorher Kaplan in Rain, seit 15. März 1984 (feierliche Installation am 20. Mai 1984).

Die Testamente der Pfarrherrn Riederer und Rimmele

Johann Wilhelm Riederer, der dienstälteste Bayerdillinger Pfarrherr, schrieb „bei vollem Verstand“ als Ruhestandspriester folgenden letzten Willen nieder:

a) Er befiehlt seine arme Seele der Dreifaltigkeit und allen Heiligen (namentlich auch St. Michael).

b) Sein Leib soll zur Erde, woraus er genommen, begraben werden, und zwar wie üblich in das Gotteshaus.

c) Die Gottesdienste für die arme Seele sollen nach Gebrauch des Kapitels (= Dekanates) verrichtet werden.

d) Das Erbe soll nach Zahlung der Kosten in drei gleichen Teilen erhalten:

1. Teil der Erzengel Michael als Kirchenpatron des Gotteshauses Bayerdilling, dem er 45 Jahre als Seelsorger vorgestanden (also die Kirchenstiftung),

2. Teil „gleichmäßig abgeteilt“ an die Orden der Franziskaner und Kapuziner und

3. Teil den „armen Leut, damit sie vor meiner abgeleibten Seel zu Gott bitten möchten“.

Die Testamentsvollstreckung sollen Richard Anton Marckl, Präbendar in Gempfing, und Pfarrer Franz Xaver Rimmele, Pfarrer zu Bayerdilling, „so gut als möglich machen“.

Am 8. Juli 1753, nur vier Jahre nach dem hochbetagten Vorgänger, starb Pfarrer Franz Xaver Rimmele, offenbar nach schwerer Krankheit, denn seine letzte Taufe hatte er am 14. Januar 1753 gespendet. Rimmele setzte das St.-Michael-Pfarrgotteshaus als Universalerbin ein. Das Gesamtvermögen (Sach- und Geldwerte) ist mit beachtlichen 978 fl 48 xr angegeben, das entsprach fast den Baukosten des wenige Jahre später errichteten Rainer Rathauses. Allerdings gingen davon Sterbefall- und Nachlaßkosten in beträchtlicher Höhe ab. Offenbar lag ihm, unter dessen Amtszeit das Kirchenschiff 1747 vom Kloster Niederschönenfeld wieder aufgebaut wurde, viel an seinem Gotteshaus, denn er schrieb, das bare Geld solle bald auf Paramente und anderes verwendet werden. In seinen Nachlaßverhandlungen erfahren wir weiter: er wurde in der Kirche begraben, für Trauerware und -flor (22 Ellen) wurden 15 fl ausgegeben, für Bier beim Leichenmahl 15 fl 25 xr. Eine Burgheimer Wirtin erhielt knapp 32 fl für Wein (der überwiegende Teil als Schulden von 1752). Der Pfarrer beschäftigte die Köchin Maria Ursula Geitinger und eine Maria Anna Pichler. Kaplan Johann Martin Geyr versah vorübergehend die Pfarrstelle.

Joseph Strobl

Geboren am 27. Februar 1897 als Sohn eines Postbeamten, legte er 1916 in Dillingen das Abitur ab. Seine Studien unterbrach der Krieg: vom 14. April 1917 an zwei Monate Wehrdienst in München, dann im Kriegsdienst bei einem Infanterieregiment an der französischen Front bis Herbst 1918. Im April und Mai 1919 schlüpfte er nochmals in den Soldatenrock und kämpfte im Freikorps Wolf gegen die Spartakisten. Am 20. März 1922 durch Bischoff Maximilian von Lingg zum Priester geweiht, absolvierte er Kaplansjahre in Ziemetshausen und von September 1924 bis Juni 1925 in Rain und blieb dort als Stadtprediger bis Februar 1930. Am 16. Februar 1930 übernahm er die Pfarrei Bayerdilling, vikarierte zeitweise Wallerdorf/Hagenheim, später Oberpeiching, und war ab 18. Dezember 1946 Schuldekan des Kapitels Rain. „In einer harten Schale wohnt ein weicher Kern“ und „Soldat Gottes“, so wurde er treffend in den Nachrufen geschildert. Strobl war während des Zweiten Weltkrieges den Männern an der Front verbunden, jedoch sehr konservativ und streng, was besonders seinen Schülern in Erinnerung blieb. Dem Dritten Reich stand er äußerst skeptisch gegenüber, wurde ob seiner standhaften Auftritte denunziert und lief durchaus Gefahr, verhaftet zu werden.

Die Situation des Pfarrers

Pfarrer Josef Rieger schreibt dazu 1804: Der Pfarrort liegt auf einer Ebene, einige wenige Häuser ausgenommen, die an dem Kirchenberg gebaut sind, auf welchem zu oberst die Kirche, das Pfarr- und Schulhaus liegen. Ein kleiner Bach fließt von Süden gegen Osten und teilt das Dorf in zwei Hälften und wenn er zuweilen austritt, so unterbricht er die Kommunikation mit der jeweiligen Hälfte des Dorfes. Die übrigen Ortschaften der Pfarrei haben eine bequeme Lage und die Wege zur Pfarrkirche sind gangbar. Das Widdum besteht aus dem Getreidezehent vom Pfarrort, den bisher das Kloster Niederschönenfeld erhielt (es besoldete vorher den Pfarrer), betrug in der Hauptsache 17 Schaff 3 Metzen Korn, 19 Schaff 3 Metzen Hafer, 3 Schaff 3 Metzen Gerste, 3 Schaff 3 Metzen Feesen und 7 ½ Schöber Stroh. Der Pfarrer beschäftigte zwei weibliche Dienstboten, nämlich Köchin und Magd (Aufwand 132 fl jährlich), außerdem Tagwerker mit 40 fl Jahreskosten. Ausführlich sind die Kleineinnahmen wie Kraut, Erbsen und Flachs. Rieger jammert über die beschwerliche Wasserförderung auf dem Kirchberg und fährt mit den weiteren Einnahmen fort, darunter Blutzehent 20 - 30 fl (Abgabe der Bauern aus dem Erlös des Viehverkaufes), 54 Kirchweihlaibe (dazu 13 Brotlaibe von Nördling, 59 von Wächtering, 6 von Hausen, 4 von Brunnen, 8 von Strauppen, 2 von der Holzmühle und 8 aus Sulz), 35 fl 32 xr von gestifteten Jahrtagen und Jahrmessen, dann die Geld- und Naturaleinnahmen aus Nördling, Wächtering und den Höfen.

Kaplanei

Im 18. Jahrhundert unterhielt der Pfarrer aus eigenen Mitteln teilweise einen Kaplan. „Cooperator“ Johann Martin Geyr, drei Jahre ab Dezember 1750 hier, versah nach dem Tod von Pfarrer Rimmele im Sommer 1753 sogar das Pfarramt. Von 1779 bis 1800 scheint über weitere Strecken ein Kaplan angestellt gewesen zu sein, es erscheinen unter anderem bei den Taufen: Matthias Traub (1779), Michael Baur (1781, später Pfarrer oder Verweser), Anton Kettner aus Neuburg (1785 - 1790) und Ferdinand Berthold (1793), Leonard Weiß (1796, angeblich ein französischer Emigrant), Augustinus Krazer (1797), Josef Braun (1798) und Georg Dorner (1800).

Das Fehlen eines zweiten Priesters fühlten insbesondere die Wächteringer nach 1820 als Mangel. Im Hinblick auf die reiche Kirchenstiftung Nördling wurde der Wunsch nach einer Hilfspriesterstelle 1832 bei den Behörden vorgelegt. Jährlich 100 fl sagten die Pfarreimitglieder zu. So wurde 1833 die Kaplanei errichtet und maßgeblich durch jährlich 300 fl aus den Rentenüberschüssen der Filialkirchenstiftung Nördling finanziert. Die Stelle war durch junge Priester - eine Reihe davon kam unmittelbar nach der Weihe - bis 1876 fast ständig besetzt. Achtzehn Kapläne sind allein von 1837 bis 1876 in den kirchlichen Unterlagen nachgewiesen, sie blieben zwischen einigen Monaten und knapp vier Jahren, in einem Ausnahmefall fünfeinhalb Jahre. Nach 1876 war die Kaplansstelle verwaist. Der Beitrag der Nördlinger Stiftung an die Pfarrkirche wurde von der reichen Stiftung mit 514 M noch bis 1923 weiterbezahlt, die Bezüge erhielt nun der Pfarrer für „erhöhte Mühewaltung“, mußte er doch wieder (wie früher) öfters nach Wächtering gehen. Danach war der Beitrag nicht mehr finanzierbar ist, da die Stiftung Nördling mit der Inflation vermögenslos wurde. Mit Zustimmung der Kirchenverwaltung vom 19. April 1925 wurde die Bayerdillinger Kaplanei noch im gleichen Jahr an die Pfarrei St. Simpert zu Augsburg transferiert, um dort der Seelsorge in den rasch wachsenden Städten gerecht zu werden.

Der Pfarrhof

Das Wohn- und Amtshaus des Pfarrers stand bereits im 17. Jahrhundert an seiner heutigen Stelle. Im Juli 1704 wurde es von englischen Truppen niedergebrannt, dabei gingen die Tauf-, Heirats- und Beerdigungsmatrikel verloren. Der Wiederaufbau an alter Stelle unter Verwendung des alten Kellers erfolgte 1720 durch das Kloster Niederschönenfeld, das die Einnahmen der Bayerdillinger Bauern bezog, andererseits für die Baulast von Kirche und Pfarrhof und die Besoldung des Pfarrers zuständig war. Diese Rechtsbeziehungen gereichten der Pfarrei nach der Säkularisation des Klosters zum Vorteil. Der jahrzehntelange Rechtsstreit zwischen der Kirchenstiftung Bayerdilling und dem Fiskus wurde durch die Erkenntnis (Urteil) des Oberappellationsgerichtes des Königreiches Bayern in München vom 4. Juni 1839 in der Form abgeschlossen, daß der Staat für die Gebäudebaulast verantwortlich war. Durch die staatliche Unterhaltung existieren umfangreiche Archivalien aus dem 19. Jahrhundert über Unterhalt von Pfarrhof und Kirche. Das große Ökonomiegebäude wurde 1869 errichtet und ist architektonisch gefühlvoll in das Kirchberg-Ensemble eingefügt worden, ohne den Stil seiner Zeit zu verleugnen. Relativ häufig ist der Brunnen durch die besonderen Umstände der Gegenstand des Schriftverkehrs. Die Wasserleitung vom Pfarrbrunnen im Dorf wurde am 15. April 1936 in Betrieb genommen. Bedeutendere Reparaturen fanden meist in zeitlichem Zusammenhang mit Pfarrerwechseln statt (1830, 1837, 1847, 1873, 1904, 1930 und wohl bedeutendste Maßnahme 1986/87). In der Vikariatszeit, von Mai 1974 bis Oktober 1984, bewohnte Lehrer Wilhelm Biela den Pfarrhof (mit Ausnahme von Archivräumen).

In dem barocken, zweigeschossigen Giebelbau mit 5 zu 3 Fensterachsen und Satteldach verdient vor allem das lichtdurchflutete Obergeschoß mit seinen reich stukkierten Decken besondere Beachtung. Vor allem im ehemaligen Studierzimmer in der nordöstlichen Gebäudeecke ist die Bedeutung der früheren Pfarrherren noch spürbar. Das Bildnis eines Abtes, wahrscheinlich des Eugen Montag, 1806 von Franz Xaver Ziegler gemalen, kam von Kaisheim über Niederschönenfeld nach Bayerdilling und ziert jetzt das Amtszimmer des Pfarrers. Die am 20. September 1987 abgeschlossene grundlegende Sanierung erfolgte ohne übertriebene Eingriffe in die barocke Bausubstanz des Gebäudes. Unter Leitung der Landbauamts-Außenstelle Donauwörth wurde die Maßnahme in enger Absprache mit Landesamt für Denkmalpflege, Diözesanbauamt und Kirchenstiftung ausgeführt. Der benachbarte Pfarrstadel konnte vom Staat aus finanziellen Gründen nicht in die Sanierung eingeschlossen werden; die Pfarrgemeinde hat den Neuanstrich der Fassaden in Eigenleistung übernommen und so das äußere Erscheinungsbild dem sanierten Pfarrhaus angeglichen. Die Maßnahme gilt als ein hervorragendes Beispiel für den Erhalt historischer Bausubstanz.

Wichtigste Quellen zu den Priestern und Ordensleuten aus der Pfarrei:
-StAR, Depot Bayerdilling, und PfAB (Priester)
-Auskünfte der jeweiligen Ordensgemeinschaften und Familien (Ordensleute)

Quellen zu den Bayerdillinger Seelsorgern:
-Priester bis 1585: MB, Band XVI; Baader, S. 240; StAR, Fischeriana, Hefte Bayerdilling und Niederschönenfeld
-Priester nach 1585: Aufzeichnungen von Pfarrer Strobl, Matrikelbücher und Grabsteine.

Zu den Testamenten der Pfarrherrn:
StAM, PG Rain A 210 (enthält für 1684 - 1780 Unterlagen zur Pfarrerpräsentation)

Zur Situation des Pfarrers:
-BHStA, KL Faszikel, 559/10 (enthält auch Verhandlungen nach dem Tod von Ignaz Schindler 1698 und dem Ableben von Joseph Maier 1780 sowie die kurfürstliche Bestätigung für Pfarrer Rieger 1802)
-BHStA, GL Faszikel, 3283, Nr. 69, enthält ausführlichen Schriftverkehr zur Brunnenreparatur um 1761, zu den Vorgängen um Pfarrer Ernst, zum Pfarreinkommen 1803/04 und zur Präsentation ab 1745
-Zum Pfarrhof: StAA, Landbauamt Donauwörth, F XXIV 1, F XXVIII 2, F XVIII 2.