Die Sakralgebäude

(Dieser Beitrag wird durch 5 historische Fotos illustriert.)

Thomas Apel, Pfarrer von 1618 - 1635, hat festgehalten, daß die Pfarrkirche in gutem baulichen Zustand war, drei Altäre und saubere Paramente hatte. In Wächtering und Nördling las er jeden Monat einmal die hl. Messe; auch dort befanden sich die Kirchen und Paramente in gutem Zustand. Aus den Zeiten von Pfarrer Apel ist nur der Chor der Bayerdillinger Kirche übrig geblieben. Der Rest der Sakralbauten wurde - mit Ausnahme der von ihm nicht erwähnten Loretokapelle im Friedhof - längst erneuert. Dazu kamen in der Barockzeit die Hofkapellen beim Strauppner und Bachbauern sowie 1908 die Gallbauernkapelle.

Pfarrkirche St. Michael Bayerdilling

Eine ausführliche Beschreibung gibt der vom Pfarramt St. Michael Bayerdilling 1987 herausgegebene und von Adalbert Riehl verfaßte Kirchenführer. Auf weitere Ausführungen wird an dieser Stelle verzichtet.

Filialkirche St. Albanus Wächtering

Idyllisch am Südrand des Dorfes gelegen erhebt sich die Kirche nur einige Meter über die Dächer von Wächtering. Gepflegt zeigt sich ihr Äußeres, durch das stichbogige Westportal gelangt man in das lichtdurchströmte, rechteckige Kirchenschiff zu zwei Fensterachsen. Östlich schließt sich dem Schiff der um zwei Stufen erhöhte, etwas eingezogene und dreiseitig geschlossene Chor an. Der Turm mit vier quadratischen Untergeschossen stammt noch aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, das Polygon aus dem 16./17. Jahrhundert. Die Kirche selbst wurde 1872 von der politischen Gemeinde erneuert, nachdem der Vorgängerbau 1866 große Bauschäden aufwies und 1871 gar wegen Einsturzgefahr geschlossen werden mußte. Die Gesamtkosten betrugen mit Wert der Hand- und Spa~ndienste rund 6000 fl, dem Gegenwert von nahe 1000 Zentnern Weizen.

Die einfache Malerei, wohl von 1872, zeigt lediglich das Monogramm der Dreifaltigkeit im Chor, im Schiff Leidenswerkzeuge. Die Glasmalereien an den Chorfenstern stellen den hl. Antonius und die hl. Cäcilia dar und dürften nach der Jahrhundertwende angefertigt worden sein.

Die bedeutendste Renovierung fand von 1978 bis zum Dankgottesdienst mit Bischofsvikar Achter am 6. September 1981 statt. 52 000 DM hat die Stadt als Eigentümerin für die Gebäudeinstandsetzung damals ausgegeben. Die Filialkirchenstiftung brachte 38 613 DM für die Innenrenovierung auf; danach folgten für sie noch kleinere Posten wie Renovierung des Albanusbildes, der Sebastiansfigur und der Kanzel.

Bis 1978 stand im Chorscheitel ein Hochaltar aus dem 19. Jahrhundert mit einem Bildnis des Kirchenpatrons St. Albanus (Öl auf Leinwand, um 1700), das jetzt an der südlichen Chorwand angebracht ist. Ein schlichter Dreiecksgiebel mit dem Herzen Jesu im Strahlenkranz (jetzt im Volksaltar) bekrönte den Altaraufbau. Ein bei der Renovierung der Rainer Stadtpfarrkirche aus der „Gruftkapelle“ entfernter Rokokoaltar wurde im Herbst 1974 nach Wächtering verbracht, allerdings ohne den früheren Figurenschmuck. In Anlehnung an die frühere Gestaltung schuf Bildhauer Max Reiger, Regensburg, die leuchtertragenden Engel; für die Pieta nahm er sich die schmerzhafte Madonna aus Weyarn von Ignaz Günther (1765) zum Vorbild. Die beiden Puttenköpfe stammen aus dem Geschäft Röger, Augsburg. Bekrönt wird der Altar durch ein in den alten Farben neu eingestimmtes Kreuz, das früher neben der Sakristeitür hing. Die Freilegung der um 1750 entstandenen Seitenaltäre im Zuge der Renovierung brachte die ursprüngliche, sehr farbenfrohe Marmorierung zu Tage. Der hl. Johann Nepomuk (Mitte 18. Jahrhundert) und eine neue Immakulata aus der Werkstatt Kögel in Jettingen bilden den Figurenschmuck der Seitenaltäre. Im Auszug beider Altäre wurden die schmucklosen Zeichen bei der Renovierung durch Bilder ersetzt, die auf dem Kirchenboden gefunden wurden und früher Prozessionsfahnen aufgenäht waren. Dargestellt sind im linken Altar der Kirchenpatron St. Albanus, seltsamerweise mit Mitra, rechts die „Wetterheiligen“ Johannes und Paulus, römische Martyrer. Die Orgelweihe fand am 21. Oktober 1984 statt (1900 war ein Harmonium angeschafft worden, „da sich die vorher bei Festen verpflichtete Musikkapelle aufgelöst hatte). Im Oktober 1985 erhielt die Kirche eine vollelektrische Uhr mit automatischem Läutwerk.

Wallfahrtskirche St. Leonhard Nördling

Exponiert auf einer kleinen Anhöhe inmitten des Weilers liegt das Kirchlein aus dem frühen 18. Jahrhundert. Es hatte einen schon vor dem 30jährigen Krieg bezeugten Vorgängerbau. An das Schiff zu zwei Fensterachsen schließt sich der eingezogene, dreiseitig geschlossene Chor an. Überraschend für das kleine Gotteshaus gibt es eine Westempore. Eine größere Kirchenrestauration fand von Juli bis November 1940 statt, eine Altarrestaurierung 1961. Die schlecht fundamentierte Sakristei, nordöstlich an den Chor angebaut, stürzte bei der vergangenen Renovierung (Juli 1981 bis 26. September 1982) zusammen und wurde nicht mehr aufgebaut, da das Kirchenbild eher gewann. Anstelle eines Dachreiters wurde, ebenfalls westlich, 1850 ein Turm errichtet, dessen Untergeschoß als Vorhalle dient. Den Figurenschmuck des viersäulig aufgebauten barocken Altars (1720/30) bilden der Patron St. Leonhard und seitlich die weiteren Bauernheiligen St. Wendelin und St. Florian, darüber Putten, Puttenköpfe und das Symbol der Dreifaltigkeit. Im Auszug ist Gottvater (Schnitzfigur) dargestellt, seitlich auf dem Gebälk Engelsfiguren. Zur Ausstattung gehört ein Kruzifix (Holz) aus dem frühen 17. Jahrhundert sowie ein guter Kreuzweg (Öl auf Leinwand) aus dem frühen 19. Jahrhundert. Er stammt wahrscheinlich aus der Wächteringer Kirche, denn 1906 heißt es in den Protokollen der Kirchenverwaltung, daß „seinerzeit“ ein Kreuzweg aus der Pfarrkirche nach Wächtering gegeben wurde, während der dortige Kreuzweg auf dem Dachboden verstaub. Der Wächteringer Kreuzweg ging daraufhin unentgeltlich nach Nördling. von den zahllosen Votivgaben haben sieben Bilder, das älteste von 1752, das jüngste von 1920, und eine Anzahl Hufeisen die Zeiten überdauert und bilden heute die Erinnerungsecke an die einst lebendige Wallfahrt.

Kalvarienbergkapelle Strauppen

Die barocke, im 18. Jahrhundert erbaute Kapelle liegt am Ostrand des Hofes. Sie ist ein einfacher rechteckiger Bau mit einer Fensterachse und eingezogenem Chor, der dreiseitig geschlossen ist. Die Fenster wurden später segmentbogig erweitert. Das Satteldach bekrönt an der Westseite ein Dachreiter mit kleinem Rhombenhelm aus Blech, in dem die 1920 aus Wächtering erworbene Glocke untergebracht ist. Gebaut ist die Kapelle aus Ziegelstein (beiderseits geputzt). Ein 1951 errichteter Kreuzweg mit elf Stationen führt durch den Wald hinauf zur Kapelle, in der die drei letzten Stationen des Leidensweges angebracht sind. Den Altar schmückt eine gute Schnitzgruppe der Pieta aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Altar wurde nach einer lateinisch abgefaßten Inschrift am 17. Juli 1883 durch Bischof Pancratius von Augsburg geweiht; in ihm wurden Reliquien heiliger Märtyrer eingeschlossen. Bezeugt wird dies von Hieronymus Mühlberger, Canonicus und Siegelverwalter des Bischofs von Augsburg. Zum gekreuzigten Heiland in Strauppen gab es offenbar eine kleine Wallfahrt, von der eine Votivtafel einer Pessenburgheimer Familie aus dem Jahr 1892 zeugt.

Bachbauernkapelle Bayerdilling

Die Kapelle betritt man durch eine nur 1,6 Meter hohe Tür, die aus Denkmalschutzgründen nicht verändert werden darf. Vor einem kleinen rechteckigen Raum liegt der nach Südwesten gerichtete dreiviertelrunde Chor. Beide Räume sind flach gedeckt und durch geraden Sturz über zwei glatten Säulen voneinander geschieden. Der Bau dürfte Ende des 17. Jahrhunderts entstanden sein und wurde in jüngster Zeit mehrfach renoviert. Zum Altärchen (originell bunt marmoriert) mit Figurschmuck aus der Mitte des 18. Jahrhunderts gehören eine Kopie der Muttergottes von Altötting und seitlich die Schnitzfiguren des hl. Joachim und der hl. Anna (Eltern der Maria). Der spätgotische Thomaschristus, um 1500, ist vielleicht die Gesellenarbeit aus der Werkstatt des Meisters, der den gotischen Kruzifix in der Pfarrkirche schuf. Die weiteren Skulpturen stammen aus dem 18. Jahrhundert: Christus an der Geißelsäule im halbrunden Anbau des Vorraumes und die kleineren Figuren der hl. Theresa und des hl. Sebastian. Das Glöcklein ist von 1863. Beim Bachbauern wurde bis weit in unser Jahrhundert an Mariä Heimsuchung, dem 2. Juli, „Hof-Kirchweih“ gefeiert. Die Dienstboten hatten nachmittags arbeitsfrei. Zu Zeiten von Pfarrer Strobl wurde am Patrozinium zuweilen die Morgenmesse hier gefeiert, Maiandachten gab es auch noch in späterer Zeit.

Gallbauernkapelle Bayerdilling

1908 entstand im neugotischen Stil die Hofkapelle beim Gallbauern. Nach dem Erbe des Hofes (1872), dem Wohnhausneubau (1892) und des großen Ökonomiegebäudes (1904) verband die Witwe Kreszenz Bruglachner - eventuell unter Einlösung eines Versprechens des 1905 verstorbenen Ehemannes - den Dank für die vergangenen Jahrzehnte der Familiengeschichte. Einen Wettbewerb um die Gestaltung gewann der Zimmermeister Michl Steinbühler von Wächtering gegen den Bayerischen Verein für Volkskunst und volkskunde in München. Das Kapellenmotiv, angeregt durch Ortspfarrer Georg Kaiser, lag zu jener Zeit im Trend: der Innenraum wurde als Lourdesgrotte gestaltet. Aus der gleichen Zeit stammen die Rainer Grotte und die Genderkinger Kapelle mit dem gleichen Patronat.

Loretokapelle

Bis 1847 stand in der Südwestecke des Friedhofs eine weitere Kapelle, rund acht Meter lang, über fünf Meter breit und innen rund fünf Meter hoch. Auf Drängen des Landgerichts wurde diese renovierungsbedürftige „Loreto-Kapelle“ im Mai/Juni 1847 abgetragen. Mit den Steinen wurde die Friedhofsmauer vervollständigt. Zuvor schon war das östlich anschließende „Seelenhaus“ beseitigt worden. Ursprünglich wollten die Bayerdillinger die Kapelle renovieren, die Gallbauernfamilie Kramer sagte sogar die Übernahme der Kosten zu. Die Bauinspektion hatte die Instandsetzungsfähigkeit des Kirchleins bescheinigt, gleichzeitig wegen der besseren Einsicht zur Kirche aber für den Abbruch plädiert. Am 12. Mai 1847 läutete dem Kirchlein in Form eines Beschlusses der Lokalarmenpflege das Sterbeglöcklein: durch eine Notzeit mit Getreidemangel waren Maurer, Zimmerleute und Taglöhner arbeitslos, die örtliche Fürsorge war überfordert und schuf Arbeit durch den Abbruch und die Fertigstellung der Friedhofsmauer, in der zumindest die Steine des einstigen Sakralbaues noch heute weiterleben.

Glocken landesweit zu hören

Zwei Kirchen waren bereits im Bayerischen Rundfunk zu hören: am 6. Januar 1980 wurde das Zwölfuhrläuten aus der Pfarrkirche Bayerdilling übertragen, am 30. Oktober 1983 aus der Wallfahrtskirche Nördling.