Die Gemeinde Wächtering

(Zum Beitrag gehören die drei bekannten Gemeindesiegel und zwei Abbildungen.)

Die Gemeinde Wächtering ging sparsam mit dem Kauf von Siegeln um. Die Ausführung aus der Zeit der Königreiches war bis 1928 in Benutzung. Das Siegel aus der Weimarer Republik, um 1928 angeschafft, benutzte sie auch während des Dritten Reiches und nach dem Zweiten Weltkrieg. Das rechte Siegel wurde von 1952 bis 1974 verwendet.

Die Aufgabenstruktur hat sich bei der Gemeinde Wächtering ähnlich wie in Bayerdilling verändert. Besonderheit für den kleineren Pfarreiort war die Zergliederung in fünf Ortsteile. Die wirtschaftliche Bedeutung der früher so genannten „Beiorte“ darf angesichts deren heutiger Einwohnerzahl nicht übersehen werden. von den 149 Gemeindeeinwohnern des Jahres 1811 wohnte immerhin ein Drittel in den Ortsteilen (Nördling 22, Strauppen 12, Hausen 8 und Holzmühle 7). Bei den Wirtschaftsflächen war Wächtering sogar im Untergewicht: 1830 wurden dem Hauptort 42 Prozent des Gebietes zugerechnet, es folgten Nördling mit 25,5 Prozent und Strauppen mit 19 Prozent der Gemeindefläche. Hausen machte 7,8 Prozent und die Holzmühle 5,7 Prozent aus. Eine weitere Ausnahme machte Wächtering von 1876 bis 1974: bei der Einführung der Standesämter wurde die Gemeinde nach Bayerdilling zugewiesen, was einen praktischen Hintergrund hatte - Taufen, Trauungen und Beerdigungen mußte man ohnehin schon immer beim dortigen Pfarrer anmelden. Der Gemeinderat hatte einschließlich Bürgermeister aufgrund der Ortsgröße zeitweise nur sechs, meist sieben Mitglieder. Erst durch eine Gesetzesänderung erlangte der Wächteringer Rat am 1. Juli 1972 nochmals die Stärke von neun Mitgliedern.

Die Überlieferung zur einstigen Gemeindeverwaltung Wächtering ist spärlich, da die meisten alten Akten schon vor 1951 (Depot-Übernahme durch das damalige Staatsarchiv Neuburg) vernichtet worden waren.

1905 mußte die Gemeinde für die Grundablösekosten der neuen Distriktsstraße Bayerdilling - Wallerdorf bei der Raiffeisenkasse ein Darlehen von 1500 M aufnehmen. Allerdings wurde die Gemeinde, durch deren Gebiet die Straße ab dem Siegenbach bis zur Wallerdorfer Flurgrenze - heute als Kreisstraße - läuft, auch eine kostspielige Pflicht los. Die nächste nennenswerte Notiz bei den Gemeindebeschlüssen ist vom 11. Mai 1919: Zum Schutz für Leben und Eigentum erklären sich zehn Einwohner bereit, sich der Ortswehr anzuschließen.

Im Dritten Reich wurden zwischen 19. Februar und 8. Mai 1933 - anders als in Bayerdilling - nur der Bürgermeister und zwei der fünf Gemeinderatsmitglieder ausgewechselt. In den Folgejahren gab es mehrfach Änderungen, organisatorisch wirkte sich das Hierarchische bis ins kleine Wächtering aus - die Gemeinderäte hatten nur noch Beratungsrecht. Nach dem Krieg waren mit Mathias Haberl, Josef Gastl (Nr. 13) und Kaspar Kammerer (war auch 1938/41 genannt) drei Ratsmitglieder aus der Zeit vor 1933 wieder aktiv. Der erste Protokollbucheintrag bestätigt die gewählten Feuerwehrkommandanten Leonhard Modlmair und Georg Huber.

Die erste Sorge des 1945 von den Amerikanern bestellten Bürgermeisters Georg Modlmair, dessen Kriegsdienst nach Verwundung (Amputation eines Armes) vorzeitig geendet hatte, galt der Stromversorgung. Ablesbar an der Einwohnerzahl (Steigerung von 170 auf 220 von 1939 bis 1946), mußte Wächtering Dutzende von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen unterbringen, für die Alfred Ludwig und Josef Nachlinger am 28. november 1948 als Vertrauensleute bestellt wurden. Zur Erinnerung seien einige Familiennamen festgehalten: Braun, Dittrich, Kutzer, Lutt, Lux, Nachlinger, Opalka, Portsch, Pyka, Ramisch, Rofeld, Samper, Schacherl, Schölzig, Scholz, Seidel, Tanzer und Werner.

Die Eingliederung des kreisfreien Esterholzes stand von 1954 bis 1956 zur Debatte, die Initiative kam von Etting und Haselbach. Offensichtlich war eine Aufteilung auf die drei Anliegergemeinden im Gespräch. Da die aufnehmende Gemeinde jedoch die Unterhaltslast für den Hauptweg von Wächtering nach Haselbach übernehmen hätte müssen, wurde es mit der Eingliederung des über zwei Quadratkilometer großen Gebietes nichts. Die Stadt Rain nahm aus dem gleichen Grund um 1980 von einer Eingliederung Abstand.

Die letzten 15 Jahre der selbständigen Gemeinde Wächtering waren geprägt von der Verbesserung der Inner- und Außerortsstraßen. Die Gemeinde Wächtering beteiligte sich 1959/60 am Bau der Verbindung Bayerdilling - Wallerdorf im Rahmen des bayerischen „4000-km-Programms“ mit ihrem Teilstück von 1200 Metern. Am 1. April 1960 wurde diese Verbindung zur Kreisstraße aufgestuft. 1964 wurden die Wege nach Agathenzell (die Gemeinde zahlte nur die Kosten bis zur zweiten Kreuzung) und Nördling geteert. Damals wurden die Eigentümerwege, die zu den Einöden Hausen, Holzmühle und Strauppen führten, in Gemeindeeigentum übernommen. Nicht nur diese Zufahrtsstraßen, sondern auch die wichtigsten Wirtschaftswege (Etting, zwei südlich des Dorfes, einer südlich Nördling) wurden in der Folge geteert. 1970/72 wurden sämtliche Wege in der Ortschaft Wächtering staubfrei gemacht. Die Gemeinde mußte zur Finanzierung hohe Darlehen aufnehmen und kam mit einer vierstelligen Pro-Kopf-Verschuldung zur Stadt Rain, obwohl die Realsteuerhebesätze (Grund- und Gewerbesteuern) am 19. Februar 1973 auf 600 Prozent erhöht worden waren.

Bereits am 29. Mai 1973 sprach sich der Gemeinderat - noch vor Bayerdilling - einstimmig für eine Eingliederung nach Rain als einziger „sinnvoller Lösung“ aus. Die Begründung dazu lautete: „Wächtering gehört seit 1969 dem Schulverband Rain an, die Stadt ist wirtschaftlicher, geografischer und kultureller Mittelpunkt des Lechgebietes. Rain ist durch seine Steuer- und Finanzkraft im Stande, alle anstehenden Probleme zu lösen. Ein Zusammenschluß mehrerer kleinerer Gemeinden (in der Diskussion war eine Fusion mit Bayerdilling, Etting und Wallerdorf) stellt keine zukunftsorientierte Lösung dar ... Der natürliche Mittelpunkt für Wächtering ist die Stadt Rain.“ Ursprünglich war die Eingemeindung zum Jahresbeginn 1974 beabsichtigt, da die vier genannten Orte als Gesamtheit gesehen wurden, erfolgte die staatliche Verfügung erst zum 1. Januar 1975. Zuvor hatten alle Bürger am 3. März 1974 das Wort - und das war eindeutig. 85 von 87 Wächteringern gingen zur Abstimmung; 83 entschieden sich für die Eingemeindung nach Rain, nur einer für die Zusammenlegung mit Bayerdilling und einer für Erhalt der Selbständigkeit.

(Der hier anschließende Beitrag "Zur ersten Wahl nach Wächtering" - Wahlen zur Frankturter Nationalversammlung 1848 - ist nur im Buch nachlesbar.)