Von Ackerbau und Viehzucht

Flurbereinigung - Ökonomie und Ökologie

Bei der Hofmarksbeschreibung von 1765 hatte der Peterbauer seine Grundstücke auf 62 Parzellen verteilt, beim Pfaffenbauer waren es 45 Grundstücke. Selbst die kleineren Anwesen hatten neben den Anteilen am noch unverteilten Gemeindegrund (insbesondere das Weideland) oft zehn bis fünfzehn Feldgrundstücke. Dazu hatten die meisten Anwesen noch jeweils ein Krautbeet nördlich von „Giges“ und beim noch heute sogenannten „Krautgarten“. Die Zahl wurde durch die Gemeindegrundverteilungen von 1766, 1810 und 1812 noch größer. Erst die Flurbereinigung I (westlicher Flurbereich von der Pessenburgheimer Straße über Sulz- und Riedfeld bis zur Sallacher Straße und der Kleinen Paar) unmittelbar nach Kriegsende bis 1947/48 und die Flurbereinigung II (Heimberg, Wiesental von der Holzmühle bis zum Dorf und Felder neben den Holzteilen) haben günstigere Zuschnitte geschaffen. Die Flurbereinigung II war mit der Wunsch-Entgegennahme am 11. November 1960 in die entscheidende Phase getreten. Kurz vor der Flurbereinigung Bayerdilling II wurde um 1958 das Verfahren für die Gemeinde Wächtering durchgeführt; die sich durch Verschiebungen zur Gemarkung Bayerdilling ergebende Gemeindegrenzänderung wurde am 2. September 1961 genehmigt. Die nun in ihrer Flur liegenden Wege und Gräben aus der Flurbereinigung Bayerdilling II übernahm die Gemeinde Wächtering am 16. Dezember 1963. Bei der Flurbereinigung Wächtering wurden die Gemeindenutzungsrechte in Nördling mit abgelöst (beim Weiderecht war Hausen mit beteiligt, bei den sonstigen Rechten nicht).

Durch die Flurbereinigungen ergaben sich größere Grundstückszuschnitte, die Feldgehölze und -raine waren zu Störfaktoren geworden und wurden größtenteils beseitigt. Dazu kamen die Schäden des Getreide-Schwarzrostes; am 2. Februar 1959 heißt es im Gemeinderatsprotokoll Bayerdilling, die Berberitzenhecken (sie sind Zwischenwirt des Pilzes, der den Schaden anrichtet) sollen, soweit möglich, entfernt werden. Wächtering beschloß die Beteiligung an der Bekämpfungsaktion bereits am 17. Dezember 1958. Im Ackerbereich waren die Feldgehölze schon nach wenigen Jahren vollständig verschwunden, im Wiesenbereich in Richtung Holzmühle überlebte ein kleiner Teil die Flurbereinigung. Doch auch sie wurden ein Opfer der folgenden Jahre; seit etwa 1975 ist die Ortsflur absolut ausgeräumt. Und gleichzeitig begannen zögerliche Versuche zur neuen Durchgrünung auf drei kommunalen Flächen - zwei am Heimberg, eine auf der ehemaligen Kiesgrube nahe der Rainer Straße - die heute erste Erfolge zeigen.

Die Bayerdillinger Flurbereinigung I galt als Modell und wurde bei Ausstellungen angeblich nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in anderen europäischen Ländern gezeigt. Sie fand sogar Eingang in landwirtschaftliche Lehrbücher. Demonstriert wurden vor allem die Verbesserungen für drei große Höfe: Bach-, Peter- und Küglebauer.

Die Flurbereinigung Bayerdilling beschäftigte noch in den 1980er Jahren die Fachliteratur, unter anderem „Diercks, Alternativen im Landbau, Stuttgart 1983“. Die „DLG-Information 3/1984“ zitiert daraus unter Abbildung der Vergleichspläne:

„Eine Meinung: Die Flurbereinigung zum Schaden von Naturhaushalt und Landschaftsbild wurde eingeleitet, um den Einsatz von Großmaschinen wirtschaftlich zu gestalten.

Eine Stellungnahme: Die zunehmende Mechanisierung der Arbeitsgänge und die Spezialisierung der Betriebe auf den Anbau weniger Fruchtarten verlangten eine Zusammenlegung kleinerer, verstreut liegender Flächen zu wenigen größeren und technikgerechteren Schlägen. Diese Maßnahme, die durch das Bundesflurbereinigungsgesetz vom 14. Juli 1953 eingeleitet wurde, brachte den Landwirten Vorteile: Kürzere Rüst- und Wendezeiten ermöglichten es, in einer Stunde eine größere Fläche zu bearbeiten, der Anteil der ertragsschwächeren Vorgewende an der gesamten Ackerfläche wurde verringert, der Einsatz der größeren Landmaschinen wurde lohnender.“

(2 Pläne - Flur Bayerdilling vor und nach der Flurbereinigung)

Über die Bauernarbeit (mit 4 Bildern)

Beim Korn (Roggen) wurden neun Garben zu einem Mandel zusammengestellt, beim Weizen ebenfalls neun, man konnte jedoch auch fünf machen. Beim Hafer waren neun Garben üblich. Wurde ein Mandel nur aus fünf Garben gebildet, so wurden sie oben mit einem Getreideband zusammengebunden. Die Gerste wurde mit dem Böglein hingemäht, mit dem Zweispitz oder der langen Dreispitz-Gabel umgedreht und „aufgehackelt“ und dann mit Garbenstrick oder mit „Schobänder“ (= Bänder aus Stroh) gebunden. Die „Schobänder“ wurden vom Kornstroh im Winter bereits vorbereitet.

Sehr spärlich sind die Aufzeichnungen der Landwirte aus früheren Zeiten. Bei der Vorbereitung der Ortschronik sind nur von Gallbauer, Heinrichkarl und Jodl Aufzeichnungen aus der Zeit vor 1939 zur Verfügung gestellt worden. Sie zeigen jedoch, in der Gesamtheit betrachtet, was den Bauern einst wichtig war: Trächtigkeit des Viehs und diverse Zahlungen (Jodl), Einnahmen- und Ausgaben-Buchführung (Heinrichkarl; mit Hinweisen auf Geschäftspartner) sowie Holzauktionen und tageweise Aufzeichnungen aller Heu- und Getreideerntefuhren von 1911 bis 1924 (Gallbauer).

Die wesentlichen Ergebnisse der Aufzeichnungen vom „Heinrichkarl“ Strobl in der Zeit vom Januar bis Oktober 1925 weisen beachtliche Verkäufe aus (in Klammern der Preis je Zentner beziehungsweise Stück in Mark): 90 Zentner Gerste (15,00 - 16,60), 130 Zentner Roggen (12,50 - 13,25), 23,5 Zentner Weizen (13,80), 34 Zentner Haber (14,00), 236 Zentner Kartoffeln (2,70 - 3,50), 52 Saugschweine (20,00 - 30,00), 1 Muttersau mit 340 Pfund (170,00), 1 Schlachtschwein (150,00), 3 Stiere (260,00 - 300,00), 2 Ochsen (675,00), 1 Kälberkuh (315,00), 1 Kalb (79,20) und 1 Pferd (765,00). Die Gesamteinnahme betrug 9109,65 Mark. Verkauft wurde - außer an Bayerdillinger Familien - auf den Märkten in Rain und Donauwörth, das Getreide an zwei Rainer Lagerhäuser und die Untermühle, das Schlachtvieh auch an Gaststätten und das Pferd nach Klingsmoos.

Beim „Gallbauer“ wurde von 1911 bis 1924 akribisch die gesamte Ernteeinfuhr aufgezeichnet, zuletzt besonders genau durch die 1901 geborene Tochter Agathe Bruglachner. Die Notizen bestätigen einige mündliche Überlieferungen über die Bauernarbeit, beispielsweise, daß sonntags sehr selten (vom Pfarrer mußte eigens eine Erlaubnis gegeben werden) eingeerntet wurde. Die Heu- wie die Grummeteinfuhr war später als heute. Heu wurde - den gesamten Zeitraum zusammengezogen - zwischen 4. Juni und 11. Juli eingefahren, wobei der Schwerpunkt im Zeitraum vom 11. Juni bis 2. Juli lag. Grummet wurde zwischen dem 9. August und 23. September eingefahren, in einem Ausnahmejahr noch am 27. September. Schwerpunkt war hier zwischen 14. August und 13. September. Im Jahresschnitt wurden beim „Gallbauer“ 53 Fuhren Heu und 35 Fuhren Grummet eingebracht, außerdem noch acht Fuhren Kleeheu.

Die Getreideernte zog sich zeitlich länger hin als heute, denn auf dem Feld war ausschließlich Handarbeit zu verrichten (Schneiden, Bündeln, Aufmandeln, Einfahren). Die Statistik zeigt auch die Schwerpunkte des Getreideanbaues, wobei der geringere Strohanfall insbesondere bei Gerste berücksichtigt werden muß. Eingebracht wurden im Jahresschnitt 52 Fuhren Korn, 49 Fuhren Sommergerste, 40 Fuhren Winterweizen und 24 Fuhren Hafer. Nur in einzelnen Jahren wurden geringe Mengen Wintergerste und Sommerweizen angebaut. Der Fesen war bereits aus dem Bild der Ackerflur verschwunden, Korn (Roggen) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Bedeutungslosigkeit zurückgedrängt und auch der Haferanteil ist deutlich gesunken, während der Weizen an Boden gewonnen hat.

Die Zeitspanne der Einfuhr reichte zwischen 1911 und 1924 beim Korn vom 15. Juli bis 19. August, bei der Sommergerste vom 21. Juli bis 25. August, beim Weizen vom 21. Juli bis 24. August und beim Hafer vom 1. August bis 6. September. Wie bei der Ernte alle Kräfte angespannt waren, zeigt die Eintragung vom 17. August 1918. Kriegsbedingt waren die jüngeren Männer abwesend. Mit dem Zugvieh und hohem Personalaufwand auf dem Feld, dem Transport zum Anwesen und Abladen mußten an jenem Tag allein 31 Fuhren bewältigt werden - das ist mehr als zehn Prozent der Jahresernte an Heu, Grummet und Getreide. Jährlich hat die akribische Buchhalterin zwischen 206 Fuhren (1911) und 323 Fuhren (1916) eingetragen.

In der Pfarrchronik ist eine mündliche Überlieferung bestätigt: im Herbst 1938 begannen Küglebauer und Untermüller wieder selbst mit dem Bierbrauen - allerdings war diese Tätigkeit nur von kurzer Dauer.

Mit dem Zuckerrübenanbau wurde schon vor der ersten Produktion im 1956 errichteten Rainer Werk begonnen. „Graner“ und „Besch“ (Nördling) gehörten ab 1953 zu den ersten Rübenbetrieben; die Früchte wurden über die Bahn nach Ochsenfurt transportiert.

Vom Vieh (mit 4 Bildern)

Gsod geschnitten wurde früher mit dem Göpel. Eine Kuh mußte, um den Antrieb zu erzeugen, immer um den Kreis herumlaufen. Die Mechanisierung brachte die Gsodschneid-Maschine. Anfangs der 1960er Jahre kam das „Gsod-Schneiden“ sehr schnell ab, das Futter wird dem Rindvieh nun unzerkleinert vorgeworfen.

Eine Viehwaage wurde gemäß Gemeindeversammlungsbeschluß vom 2. September 1906 (23 : 10 Stimmen) bei Pfister für 1000 M gekauft. Sie hatte ein Traggewicht von 5000 kg und stand gegenüber „Neuwirt“ (heute Bushäuschen). Anfangs gab es offensichtlich einen Blechkasten für den Apparat, später ein Wiegehäuschen, unmittelbar neben der späteren Gemeinschaftsgefrieranlage.

Einer der Aufkäufer des Viehs war der Urgroßvater von Fritz Koller, Martin Schachaneder, geboren 1826, gestorben 1896. Ihm gehörte zunächst das „Reiter“-Anwesen (Nummer 78), 1867 tauschte er auf das „Schiele“-Anwesen. In der Zeit nach 1945 baute Ludwig Kammerer seine Viehhandlung auf; er übergab es seinem Sohn, der noch heute tätig ist. Ins Dorf kamen bis in die 1960er Jahre weitere Viehhändler vom alten Schlag, oft nur mit dem Herkunftsort („Biberbacher“, in Dialekt gesprochen) bezeichnet. Sie wurden weitgehend abgelöst von der Viehverwertungsgesellschaft. Heute existieren viele Verkaufswege, oft genossenschaftlich verbunden. Nach wie vor gibt es auch den Direktverkauf an Metzger (früher hatten die Wirte einen bedeutenden Stellenwert) oder an Fleischwerke.

Viehseuchen

1920 wütete in Bayern die Maul- und Klauenseuche (MKS). Als beim „Schleicher“ (Alois und Maria Wagner) am 6. Juli 1920 geheiratet wurde, durfte die Gemeinde den abendlichen Hochzeitstanz nicht erlauben. Am 13. Juli wird berichtet, daß die Feuerwehrinspektionen bis auf weiteres unterbleiben (Termin dafür war meist im Sommer). Das Rainer Wochenblatt berichtet am 24. Juni 1920 - der Höhepunkt der Seuche war vermutlich schon überschritten - von 418 betroffenen Gehöften im Bezirk (später Landkreis) Neuburg. Während der Bereich Echsheim - Haselbach - Schorn - Kühnhausen überhaupt nicht betroffen war, wurde Münster (75 Betriebe) am stärksten heimgesucht. In Bayerdilling und Wächtering grassierte die Seuche jeweils in einem Hof. In fast allen Dörfern der unmittelbaren Umgebung war die Viehkrankheit ausgebrochen. Verseuchte Gehöfte waren wie folgt festgestellt: Bergendorf 4, Etting 1, Feldheim 3, Holzheim 16, Mittelstetten 2, Niederschönenfeld 1, Oberpeiching 2, Pessenburgheim 14, Rain 54, Riedheim 11, Sallach 4, Stadel 6, Staudheim 9, Unterpeiching 1 und Wallerdorf 3. Am 3. Juli war die Seuche in Münster erloschen, 230 Stück Vieh waren dort verendet. Teilweise wurde das Vieh, bei dem die Seuche rechtzeitig erkannt wurde, notgeschlachtet. Das Fleisch war - so ein ausdrücklicher Hinweis im Wochenblatt - für den menschlichen Genuß unbedenklich. Die Bevölkerung mußte auch dahingehend aufgeklärt werden, daß die künstliche Düngung der Felder auf keinen Fall die Seuche ausgelöst haben kann - denn offenbar hatte das Mißtrauen gegen alles Neue zu dem Irrglauben geführt. Für Schäden kam die Bayerische Landesversicherungsanstalt auf; Landwirte, die nicht versichert waren, konnten bei größeren Schäden außerordentliche Staatsbeihilfen beantragen. Am 30. August 1920 berichtet das Rainer Wochenblatt, daß der Viehbestand in Bayern durch Einfuhren aus Tirol wieder aufgefüllt wird.

Am 10. April 1938 brach in der Untermühle die MKS aus; Bayerdilling wurde zum Sperrgebiet erklärt. Den Wächteringern war deshalb der Gottesdienstbesuch in Bayerdilling verboten; in Wächtering gab es eigene Messen.

Bei einer MKS (1920 oder 1938) durfte nach der Überlieferung das Rindvieh nicht mehr eingespannt werden, die Kleinbauern mußten sich für die wichtigsten Arbeiten dann Gäule von den Bauern ausleihen.

Verendetes Vieh, ob bei der MKS oder an sonstigen Krankheiten eingegangen, wurde in der Schindergrube eingegraben. Der „Abdecker“ waltete seines Amtes in früherer Zeit auf dem jetzigen Mießl-Grundstück neben dem Gemeindewald (rechts des Gempfinger Weges). Um die Zeit des Zweiten Weltkrieges war der Schinderplatz an der Auffahrt zum heutigen Turnplatz linkerhand (jetzt bewaldet); das Gemeinderatsprotokoll vom 18. Januar 1932 nennt entsprechend auch einen „Verscharungsplatz für verendete Tiere bei der Kiesgrube am Ettinger Weg“. Seitens der Gemeinde Wächtering bestand in den 1930er Jahren ein Vertrag mit dem Wasenmeister von Riedheim, dem 1930 für die Tätigkeit als Abdecker jährlich 40 M vergütet wurden.

Milchwirtschaft früher und heute (mit 1 Bild)

In Bayerdilling eröffnete 1905 in der Außermühle, Eigentümer Martin Gschwandner, eine Molkerei. 1909 erfahren wir darüber: Pächter ist Krämer Josef Riel, täglich wurden von 70 Lieferanten aus Bayerdilling, Wächtering und Wallerdorf durchschnittlich insgesamt (!) 350 Liter Milch geliefert. Die Verarbeitung erfolgte auf Butter, die Krafterzeugung durch Wasserkraft (Mühlrad). An Milchprüfungsinstrumenten waren Milchwaage und Fettbestimmungsapparat vorhanden, die Bezahlung erfolgte nach Litern. Die Molkerei war in eine Scheuer eingebaut. Im Milchanlieferungsraum befand sich ein löchriges mangelhaftes Zementpflaster, das auf Weisung der Behörde durch ein dauerhaftes Pflaster ersetzt werden mußte.

In Nachfolge dieser Institution unterhielt in Bayerdilling die Molkerei Muggli aus Münster schon vor dem Zweiten Weltkrieg eine Zweigstelle beim „Posthalter“ (Nummer 55), die Käser Feil betreute. Die Bauern lieferten selbst an, teilweise wurden dafür größere Kinder mit Fahrrad-Anhängern eingesetzt oder auch ein Leiterwagen oder Schubkarren. Ein Problem war dies nicht, denn sowohl die Zahl der Kühe pro Betrieb wie die Milchleistung war gering. Wurden die Kühe auch noch „eingespannt“, wie bei Kleinbauern für den Betrieb dringend erforderlich, fiel der Milchertrag nochmals geringer aus. Beim „Jodl“ sind 1906 drei Kühe (die „alte“, „scheckige“ und „junge“) und eine Kalbin, beim „Bader“, einem der zahlreichen 20-Tagwerk-Betriebe, standen beispielsweise bis anfangs der 1950er Jahre durchschnittlich drei Milchkühe im Stall, dazu zwei Ochsen und drei Stück Jungvieh. Mit der Umstrukturierung - die Traktoren machten Zugvieh überflüssig - steigerte sich die Viehzahl auf durchschnittlich sieben Milchkühe und zehn weitere Rinder (Bullen, Kalbinnen und Kälber); Ochsen brauchte man nicht mehr. Zeitweise soll die Milch nach Burgheim verkauft worden sein, der alte Angerlemann Xaver Braßler soll sie gefahren haben. Spätestens unter dem Zweiten Weltkrieg begann die Lieferung nach Münster, mit der Josef Stepperger sen. (1893) beauftragt war. Zunächst war ein Kuh-, dann ein Ponygespann und schließlich der Traktor eingesetzt. Die Aufgabe übernahm dann innerhalb der Familie Josef Stepperger jun. (Jahrgang 1924).

Früher fuhr Joseph Roßkopf („Gober“) die Wächteringer Milch zur Bayerdillinger Molkerei, die beim ehemaligen Unterschmied (dann „Posthalter“ Girstmair) untergebracht war. Nach deren Schließung lieferten die Wächteringer an die Molkerei Muggli in Münster; die Milch von Wächtering und Agathenzell wurde auf einem „Gummiwagen“ nach Hausen gefahren und dort auf einen Lastkraftwagen der Firma Muggli umgeladen. Da der Anhänger von Wächtering nicht ausgelastet war, erledigte der Milchfahrer auch Lastentransporte. Die Kannen waren in doppelter Anzahl erforderlich, denn der Wächteringer Milchfahrer erhielt bei der Umladung die leeren Milchkannen vom Vortag zurück. Die Kannen - in den 1960er Jahren waren 20-Liter-Gefäße am gebräuchlichsten - waren in roter Farbe mit der Lieferantennummer des jeweiligen Landwirts versehen. Weitere Milchfahrer waren Karl Opalka, Alfons Röck und Adolf Meier (Bruder von „Gober“).

Hatte bis anfangs der 1960er Jahre praktisch jeder Betrieb eine Rinderhaltung und war damit Lieferant der Molkerei, so ist die Zahl der Milchviehbetriebe seither permanent und drastisch gesunken. Seit Johann Stiglmair am 1. Mai 1966 das „Milchfahren“ übernommen hat, vollzogen sich tiefgreifende Veränderungen. 65 Landwirte lieferten zu diesem Zeitpunkt noch an Muggli. Bei 62 holte Stiglmair die Kannen täglich ab. Bei „Weitz“, „Posthalter“ und Stuber nahm der Gempfinger Milchfahrer Hugl (später Schmid) oder der Lastwagen von Muggli die Kannen mit, weil Stiglmair voll beladen war. Als die Molkerei Muggli am 30. September 1972 schloß, hatten in weniger als sieben Jahren 23 „Milchbauern“ aufgegeben. Ab Jahresanfang 1973 floß die Milch aus Bayerdilling und Wächtering in zwei Richtungen. In Bayerdilling entschlossen sich 23 Landwirte für einen Liefervertrag mit der Firma Zott in Mertingen. Für Zott ist seither auch Johann Stiglmair tätig - drei Monate chauffierte er noch mit dem Traktor die Kannen zusammen, seit 1. Januar 1973 ist er mit einem Sammelwagen unterwegs. 19 Landwirte wurden 1972 Mitglied der Neuburger Molkereigenossenschaft, bei der seit langem Robert Hofmann (ehemals Schweizer beim „Gallbauern“) tätig ist.

Im März 1992 stellte Hermann Berger als letzter Landwirt des Kirchbergdorfes die Milchlieferung ein. Von 1995 bis 1997 gaben Leonhard Gütl, Schoder und Georg Maier (Silvester 1997) die Milchwirtschaft auf. Anfangs 1998 lieferten in Bayerdilling nur noch folgende Höfe: Bürle, Haberl (beide Untergasse), Reißner, Strobl, Miehling, Stemmer, Hertl (alle Rainer Straße), Herb und Geier (beide Sulzer Straße). In Wächtering inclusive der Einöden ist die Milchproduktion zwischenzeitlich höher, denn hier lieferten anfangs 1998 (unverändert seit 1995): Breimair, Klas, Josef Meier, Schmaus, Bernhard Meier, Ansbacher sowie Karl (Hausen) und Maier (Holzmühle).

Quellen zur Milchwirtschaft:

StAA, BA Neuburg, 8016.
Informanten: insbesondere Philipp Schmaus sen., Johann Stiglmair und Georg Maier.

Bauernregeln

Mit Flurbereinigung, Vollmechanisierung und Spezialisierung der Betriebe haben sich auch die Bauernregeln überholt. In Bayerdilling gängige Reime:

Zum 25. Januar bezüglich des Futtervorrates für das Vieh:
Pauli Bekehr -
halb Winter hin, halb Winter her.

Pauli Bekehr,
kommt’s erste Gansei daher.

Zum Frühjahr:
Ist’s zu Lichtmeß klar und rein,
wird’s ein langer Winter sein.
Wenn’s zu Lichtmeß stürmt und schneit,
ist das Frühjahr nicht mehr weit.

Zum Wetter:
Schreit der Gockel auf dem Mist,
bleibt das Wetter, wie es ist.

Der Donauputz,
ist nie nichts nutz.
(Wenn die Hänge nördlich der Donau so klar sind, daß man die Bäume einzeln zählen kann, so ist schlechtes Wetter zu erwarten.)

Sonstige Wetterregeln:
Wenn die Göckel von einem Dorfteil ins andere schreien, kommt Regenwetter (gemeint ist das Zusammenrufen über das Wiesental der Kleinen Paar, z. B. von „Schiele“ zu „Mozer“)

Wenn auf dem Kirchturm bei schönem Wetter das Kreuz glänzt, bleibt es gut, wenn die Turmkuppel glänzt, kommt Regenwetter.

Wenn der Wald an den Hängen der Kleinen Paar (Strauppen, Hausen, Gallbauer) dunkelt ist, kommt Regenwetter.

Zu den Viehpreisen:
Wenn die Zwetschgen blau werden, sind die Schlachtschweine am teuersten (weil es durch die Kartoffelernte wieder genug Futter gibt).

Informant Bauernregeln: Fritz Koller, geb. 1927.