Unglücksfälle

Feuer!

„1754 den 7. Mai ist beim vorletzten Haus rechter Hand, wo man von Sallach hereingehet, ohnversehens, nit wissend wie, denn einige sagten durch Schmalz, andere durch Asche, welche man auf den Boden oder Kasten pflegte hinauszutragen, worin noch einige glühende Kohlen sollen darunter gewesen sein, ein Feuer auskommen, welches, weillen sehr heftiger Wind war, fast die ganze Sallacher- und Bauerngasse in Zeit einer halben Stunde in Flammen gelegt“. Pfarrer Johannes Anton Harter verdanken wir den detaillierten Bericht über die größte Brandkatastrophe in Friedenszeiten - am Ende eines Matrikelbuches hat er alle 15 betroffenen Anwesen sowie deren zerstörte Gebäude festgehalten. wohl durch die Biegung in der Bauerngasse konnte der aus Nordosten wehende Sturmwind die Feuerwalze nicht mehr weiter in Richtung „Hillebrand“ fortsetzen. Die Rainer Feuerwehr war mit ihren zwei alten Spritzen (drei Jahre später wurden zwei neue angeschafft) mit im Einsatz. Die abgebrannten Gebäude waren (in Klammern alte Hausnummer und der Besitzer von 1998):

1) Hanns Prigglmayr, bei dem das Feuer auskam (3, Alois Reißner)
2) Haus des Zimmermanns Joseph Zigerth (4, Werner Reißner)
3) Haus der Regina Träcklmüllerin (5, Josef Lindermair)
4) Haus und Stadel des Hans Kayser (6, Josef Wegele)
5) Haus des Andreas Schreiner (7, abgegangen)
6) Haus des Peter Mayr (8, Spies)
7) Haus, Stadel und Nebenhäusl des Leonhard Cräner (10, Anna Zach)
8) Haus und Stadel des Martin Prugglachner (12, Leonhard Koller)
9) Haus und Stadel des Barthl Pollinger (13, Hermann Berger)
10) Haus und Stadel des Mathias Riedlsberger (15, Michael Haberl)
11) Backofen und der kurz zuvor erbaute Stadel des Mathiaß Kuchlbaur, ganzer und sogenannter Hofbaur (16, Johann Stiglmair)
12) Stadel des Carl Jacob (18, Paul Strobl)
13) Stadel des Joseph Hirster, ganzer und sogenannter Pfaffenbaur. Das Haus drohte anzubrennen, ist aber noch gerettet und gelöscht worden (19, Kreszenz Zinnagl)
14) Stadel und weiteres Gebäude des Anton Oßwald (20, Theo Miehling)
15) 2 Städel des Adam Propst (21, Alois Stemmer).
Der letztgenannte Propst hatte sich beim Löscheinsatz so verbrannt, daß er am 21. Mai 1754 starb. Die Witwe hat sich wieder verheiratet mit Georg Braun von Kunding. „Die Feuersbrunst gloschte 3 ganze Nächt und ist erst den 4. Tag völlig getilt worden“, schließt der Pfarrer seinen Bericht.

Die Geschädigten waren - eine Brandversicherung gab es erst ab 1799 - auf den „Brandbettel“ angewiesen. Eine Hilfe gewährte die weltliche und kirchliche Obrigkeit meist durch Steuernachlässe. Unter dem Krummstab der Niederschönenfelder Äbtissin lebte es sich für die Bayerdillinger Untertanen allerdings in solchen Situationen besser als unter manchem adeligen Grundherrn. Bei anderem Anlaß erwähnt das Kloster nämlich, daß man durch die Bayerdillinger Feuersbrunst große Kosten hatte, den Untertanen also beim Wiederaufbau half.

Schon 1728 soll in Bayerdilling nach den Aufzeichnungen von Fischer eine Feuersbrunst gewesen sein.

Auf der Rückseite des Matrikelbuches verzeichneten die Pfarrer eine Reihe weiterer Unglücksfälle:

Am 18. März 1768 ist bei dem sogenannten Marxadl abends um 6 Uhr eine gählinge (?) Brunst entstanden und sind hierauf folgende Häuser abgebrunnen: Adam Pfaffenzeller Marxadl, Michael Leonhard (oder Lohner) Scherermichl, Georg Gerstmayr Post Jörgl, Paul Schoder Marxpaul, Michael Stemmer Schneidermichl. Bei den abgebrannten Häusern handelt es sich um Kleinanwesen nordwestlich der Pfarrkirche (beziehungsweise nordöstlich Oberschmied), von denen der größte Teil zwischenzeitlich abgegangen ist. Durch die vielen Besitzerwechsel lassen sie sich nicht mehr genau zuordnen.

Am 18. Juni 1836 brannte die Scheune des Neuwirts ab. Der Hausname hat sich damit schon wenige Jahre nach der Einrichtung der Wirtschaft gebildet, der Pfarrer gibt auch noch den bisherigen Hausnamen „Peschbauer“ an.

Am 25. November 1839 brannte das Wohnhaus Nummer 71 („Schwappmer“). In der Gemeinderechnung liegt dazu eine Quittung vom 30. November 1839 vor über 5 fl 42 xr für „Zeche, welche die Rainerbürger-Feuerspritz-Gesellschaft bei der am 25. November d. J. dahier stattgehabten Feuersbrunst verzehrt haben, und der Unterzeichnete von dem Gemeindepfleger Oßwald dahier richtig erhalten hat.“ Unterzeichnet ist sie von Michael Oßwald, Wirt. Im Jahr vorher wurden sowohl Feuerspritze wie Spritzenhaus repariert.

Am 20. Oktober 1840 brannte es beim „Jodl“, Nummer 9

An einem 23. Juli zwischen 1848 und 1862 (Jahreszahl undeutlich) brannte es in der Bauerngasse erneut. Die Städel von Anton Stiglmair („Heinrichkarl“), Theresia Kraner („Pfaffenbauer“), Alois Deininger („Jungbauer“) und Mathias Siebinger („Broschbauer“) brannten ab. Das Feuer entstand vermutlich durch schwäbische Schnitter, die sich im „Gweischschober“ des Anton Stiglmair ausruhten und rauchten. Unabhängig von dieser Notiz berichtete Fritz Koller (geb. 1927), daß beim „Heinrichkarl“ (von dort stammte seine Mutter) 1856 der Stadel abbrannte.

Seinen Beginn in Bayerdilling hatte sich Martin Bosch anders vorgestellt. Am 29. August 1932 hatte er das „Schafflerweber“-Anwesen gekauft. Am 16 September 1932, Bosch war noch nicht eingezogen, verursachte ein schlechter Kamin einen Brand, dem das ganze Anwesen zum Opfer fiel. An der Jalousie am Giebelspitz lagerte eine Gerstengarbe, die der „Schiele“ nicht mehr wegbringen konnte. Über diese Garbe übertrug sich das Feuer zum Schleicher, der ebenfalls brannte. Zum Löschen wurden Zäune weggebrochen, die Feuerwehr Sallach nutzte Brunnen von Koller. Am 16. September 1964, auf den Tag 32 Jahre später, brannte es bei Schleicher erneut. Ursache war dieses Mal vermutlich ein erhitzter Heustock.

Bild: Der Brand der Scheune beim Außermüller im Juni 1957 entstand durch zündelnde Kinder, im Vordergrund rechts Austrägler Martin Gschwandner.

Weitere Brandfälle sind bei der Geschichte der einzelnen Anwesen genannt; teilweise wird darauf im Kapitel „Vereine“ bei den beiden Feuerwehren eingegangen. Umfangreichere Darstellungen enthält die Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Wächtering von 1983.

Diphtherie

Ein schweres Schicksal traf die Familie Breimair („Christl“) Ende März 1878. Sechs Kinder hatte das Ehepaar zwischen 1871 und 1877 bekommen, eines war im zweiten Lebensjahr am 27. November 1877 gestorben. In den ersten Frühlingstagen 1878 grassierte die Diphtherie, die damals oft tödlich verlief. So starb am 26. März ein vierjähriges Mädchen und in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1878 die beiden zwei und drei Jahre alten Söhne. Die älteste (sieben Jahre) und jüngste (fünf Monate) Tochter überlebten. Franz und Ottilia Breimair hatten bis 1893 noch drei weitere Söhne und vier weitere Töchter. Von den neun erwachsen gewordenen Kindern ist der jüngste Sohn im Ersten Weltkrieg gefallen. Vater Franz Breimair starb 1923 an seinem 81. Geburtstag, Mutter Ottilia Breimair starb als damals älteste Einwohnerin der Pfarrei mit 87 Jahren am 24. August 1934.

Grippetod

Ein Unglück kommt selten allein, heißt ein altes Sprichwort. Dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Deutschland und der Entente vom 11. November 1918 - faktisch das Ende des Ersten Weltkrieges, folgte eine Grippe-Epidemie. In Bayerdilling forderte die Krankheit fünf Todesopfer, darunter die 25jährige Walburga Breimair („Hanselmann“), die eine knapp einjährige Tochter hinterließ. Verstorben sind innerhalb eines Monats:

Rosina Zach, „Davidl“, 54 Jahre, am 22. November 1918
Walburga Breimair, „Hanselmann“, 25 Jahre, am 25. November 1918
Josef Gebhard, „Letter“, 74 Jahre, am 6. Dezember 1918
Viktoria Stuber, „Brunnenmacher“, 54 Jahre, am 5. Dezember 1918
Andreas Grünwald, „Schweizer“, 1 Jahr, am 13. Dezember 1918
Anna Maria Raba, Mutter der „Schwarzwirtin“, 75 Jahre, am 22. Dezember 1918.
Welcher der Toten nicht an Grippe starb, ist leider nicht überliefert.

Totschlag

Nach einem kurzen Wortwechsel wurde am Sonntag, 27. Januar 1924, der knapp 20jährige Mechaniker Josef Hopfenzitz von einem Sallacher Burschen in den Hals gestochen. Hopfenzitz erlag am darauf folgenden Donnerstag mittags im Rainer Krankenhaus seinen Verwundungen, berichtet das Neuburger Anzeigeblatt vom 2. Februar 1924; er hatte im Austragshaus vom Weber gewohnt. Erzählt wird, daß es bei dem Streit um eine Liebschaft zwischen Hopfenzitz und einer Familienangehörigen des Täters gegangen sein soll.

Plötzlicher Tod im Wehrdienst

mit Presseausschnitt

Am 3. November 1910 starb in der militärischen Grundausbildung der Sohn vom „Gigges“, Alois Deininger. Der Bericht stand in der Rainer Zeitung vom 8. November 1910.

Landwirtschaftliche Unfälle

Früher kamen viele Menschen durch landwirtschaftliche Unfälle, oft im Umgang mit Tieren, ums Leben. Daraus aus dem Anfang unseres Jahrhunderts drei Fälle.

Der knapp 17jährige Joseph Reißner fuhr mit seinem Gespann am Samstag, 19. September 1914, vormittags, durch den Hohlweg neben dem Gempfinger Weg im Gemeindewald mit einem Fuder Klee. Er rutschte aus, geriet unter die Räder des schwer beladenen Wagens und erlitt Kopf- und schwerste innere Verletzungen. Im Elternhaus leisteten Arzt und Priester dem Schwerverletzten, der bei Bewußtsein war, Beistand. Nachmittags wurde Reißner, so berichtet das Rainer Wochenblatt, durch einen sanften Tod von seinem Leiden erlöst. Bis Ende der 1960er Jahre war an der Stelle, kurz vor der Kuppe des Gempfinger Weges, ein Marterl in Erinnerung an den Unfall aufgestellt.

Auf ähnlich schlimme Weise kam am 20. Mai 1918 der Joseph Schlecht von Strauppen ums Leben. Gerade als die Wächteringer zur Werktagsmesse in die Kirche gingen, fuhren der Strauppner und sein Sohn mit zwei Langholz-Fuhrwerken den abschüssigen Weg ins Dorf herunter. Trotz eingehängter Sperrvorrichtung war der erste, vom 17jährigen Sohn gelenkte, Wagen schneller geworden. Joseph Schlecht wurde von seinem Langholz-Fuhrwerk überfahren, der Wagen rammte sich an der Wandung des Hohlweges, stürzte um und klemmte die zwei Pferde fest, die jedoch nicht verletzt wurden. Der Vater hörte seinen Sohn noch schreien, bis er herbeigeeilt war, war Joseph Schlecht bereits seinen Verletzungen erlegen. Offenbar war ihm das Rückgrat gebrochen. Das Rainer Wochenblatt berichtete weiter: „Der Schmerz der so schwer betroffenen Eltern ist umso größer, als sie den Ältesten, und einen musterhaft braven Sohn verloren haben, der besonders während der 3jährigen Kriegsabwesenheit des Vaters - er ist eben beurlaubt - der Trost und die beste Stütze der Mutter in Führung des großen Einödanwesens gewesen ist.“

Der 69jährige Austrägler Michael Stuber ist am 30. April 1929 auf dem Acker beim Mistfahren unter den Wagen geraten. Er starb zuhause, noch ehe der Pfarrer zum Versehgang („letzte Ölung“war damals die Bezeichnung für die Krankensalbung) eingetroffen war.

Unfälle von Kindern

In der Ortsgeschichte immer wieder zu finden sind Unfälle von Kindern, und zwar häufiger als heute. Sicherheitsvorschriften gab es nicht, ständige Aufsicht war wegen der Erfordernisse der Landwirtschaft für die Frauen gar nicht möglich. So ist ein „Zacherla“-Mädchen 1933, eineinhalb Jahre, auf einem Nachbarhof in einer seichten „Lache“ ertrunken, vermutlich nur hingefallen und deswegen momentan bewußt- oder orientierungslos. Beim „Schmied“ ist 1911 ein knapp zwei Jahre altes Mädchen ebenfalls ertrunken.

Die moderne Zeit

Nach 1955 häuften sich in starkem Maß die Todesfälle, die auf gewerbliche Arbeitsunfälle, Verkehrsunfälle und Unglücksfälle in der Freizeit zurückzuführen waren. Zu beklagen sind hier unter anderem:

Georg Hofbeck, 24 Jahre, Arbeitsunfall, 1959
Johann Schoder, 14 Jahre, Ertrunken, 1964
Erwin Zinnagl, 29 Jahre, Ertrunken, 1969
Alfons Röck, 41 Jahre, Verkehrsunfall auf dem Arbeitsweg, 1969
Leonhard Braun, 30 Jahre, Verkehrsunfall auf dem Arbeitsweg, 1969
Peter Spies, 36 Jahre, Verkehrs-/Arbeitsunfall, 1969
Karl Ruisinger, 24 Jahre, Verkehrsunfall, 1972.
Anton Kingma, 18 Jahre, Verkehrsunfall, 1975
Dominikus Oßwald, 37 Jahre, Verkehrs-/Arbeitsunfall, 1977
Georg Koller, 55 Jahre, Verkehrs-/Arbeitsunfall, 1977
Konrad Regele, 20 Jahre, Verkehrsunfall, 1980.

(2 Presseausschnitte und 4 Hochwasserbilder)

Hochwasser

Obwohl in einem kleinen Seitental gelegen, war Wächtering in jüngster Zeit zweimal vom Hochwasser heimgesucht - ein Kapitel, das durch die anschließende „Freilegung“, vor allem durch Aufweitung des Durchflusses des Sägerbaches unter der Albanusstraße, nun der Vergangenheit angehört.