Wächtering und die Höfe

Güterurkunden über Wächtering

Urkundlich ist der wohl im 6. Jahrhundert besiedelte Ort erstmals um 1100 bei der Schenkung des Grafen Bernhard I. von Scheyern aus dem Geschlecht der Wittelsbacher an sein Hauskloster Fischbachau (später nach Scheyern verlegt) mit anderen Orten der Umgebung genannt. 1) In Wächtering saßen jedoch auch Eigenleute der anderen mächtigen Grafengeschlechts, das sich gemäß dem Sitz zunächst nach Lechsgemünd und später nach Graisbach benannte. Das Erbe dieses Geschlechtes traten Mitte des 14. Jahrhunderts die Wittelsbacher an. 2) Nach einer Schenkungsnotiz, die man kurz nach 1100 einreihen darf, bekam das Kloster Scheyern von Pertholf von Geboltspach (Göbelsbach) ein Gut zu Wächtering. Im Schenker vermutet man einen Angehörigen der Ministerialität der Grafen von Scheyern-Wittelsbach. 3) Der Haupterwerb der Besitzungen fällt für das Kloster Scheyern in die Wende vom 11. ins 12. Jahrhundert. Da Wächtering um 1300 auch im Urbar (Güterverzeichnis) des Klosters genannt ist, kann davon ausgegangen werden, daß der „Lutzen“-Hof seit den Schenkungen um 1100 bis zur Säkularisation dorthin grundbar war.

Die Wittelsbacher behielten trotz der Schenkung umfangreichen Besitz in Wächtering. Das Herzogsurbar um 1230 (Kastenamt Tulgen) nennt einen Hof und sechseinhalb Huben, und das zweite Urbar, um 1280 entstanden (Amt Rain), verzeichnet einen Hof und fünfeinhalb Huben. In den 50 Jahren dazwischen hat Wittelsbach somit eine Hube abgegeben. 4)

Von ihrem umfangreichen Besitz im Ort gaben die Wittelsbacher dem 1241 urkundlich bestätigten Kloster Niederschönenfeld ebenfalls Güter ab. Die Abtei erwarb fast ihren ganzen späteren Besitz bereits im 13. und 14. Jahrhundert, so auch in Wächtering. Nach einer Urkunde von 1294 erwarb das Kloster ein Gut und der Besitz von Eigenleuten ist 1311 beurkundet. Der wichtige Maierhof (Bauer darauf war der „Totenhamer“) wurde dem Kloster 1323 von Kaiser Ludwig dem Bayern geschenkt. Einen Hof mit vier Hofstätten und bedeutenden Gilten kaufte das Kloster 1329 von Ritter Berchtold Schönlein von Schönleinsberg (Schönesberg). 5)

Zur Gründung seiner Stiftung in der Stadt Rain gab Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut im Januar 1495 seine Hube zu Wächtering, die „Hanns Kammerer baut und jährlich 4 Sack und 4 Metzen Roggen und 4 Sack und 4 Metzen Haber, dazu Wißgilt und kleinen Dienst sechs Schilling Pfennig gibt“. Der „Zinnagl“-Hof war seit dieser Zeit bis ins 19. Jahrhundert an die Herzog-Georgen-Stiftung Rain abgabepflichtig. 6)

Die Gerichtsbeschreibung von 1580 bezeichnet zwei Höfe und ein Gütl als Besitz des Klosters Niederschönenfeld. 7) Als Niederschönenfelder Untertanen sind 1643 auf diesen genannten drei Hofstätten der Thoma Kugler (ganzer Hof, gab je 12 Mutte Roggen und Haber, lag um 1643 noch öd), der Hans Nußer (ganzer Hof, gab je 7 ½ Mutte Roggen und Haber sowie je 4 Metzen Gerste und Weizen; bei ihm heißt es einerseits, er habe auch eine öde Hofstätte, andererseits aber, das Gut liege noch öd) und der Hans Mayr (oder Häckl, Hofstätte, ohne Getreideangabe) verzeichnet. Die beiden ganzen Höfe waren David- und Lohnerbauer. Wenn selbst die größten Höfe öd lagen, so dürften in Wächtering die Schäden nach dem ersten Kriegsabschnitt (1632/33) wesentlich größer gewesen sein als in Bayerdilling, wo „nur“ die kleineren Anwesen „ausgestorben“ waren. 8)

Vom 10. Januar 1695 sind folgende dem Hans Dominico Baron zu Sandizell unterstehende Anwesen in Wächtering überliefert (1752 als einschichtige Güter der ebenfalls nach Sandizell gehörigen Hofmark Riedheim-Stadel aufgeführt): Bausölde (1/8-Hof) des Hanns Kammerer sowie bloße Sölden (1/16) von Gall Winhardt, Christoph Strobl, Wolf Eggschlager, Albanus (vorname vom Kirchenpatron!) Kugler und Hanns Kammerer der ältere. 9)

In der Hofanlagsbuchhaltung von 1752/55 10) sind folgende zwölf Anwesen von Wächtering enthalten (in Klammern die spätere Hausnummer; es fehlen vermutlich die zu den Herrschaften Sandizell und Gumppenberg abgabepflichtigen Güter und 1/16-Anwesen, grundbar zum Kastenamt Neuburg):

Johann Adam Kramer, 1/16 (Jäger, Nr. 12)
Stefan Krämer, 1/16, selbsteigen
Jakob Kugler, ganzer Hof, Kloster Niederschönenfeld (Davidbauer, Nr. 1)
Kaspar Rucker, 1/16
Josef, jetzt Thomas Albrecht, 1/16, selbsteigen
Josef Lutz, ganzer Hof, Kloster Scheyern (Lutz, Nr. 11)
Thoma, jetzt Georg Lündermayr, halber Hof, Herzog-Georgen-Stiftung Rain (Zinnagl, Nr. 18)
Hanns Kammerer, jetzt Leonhard Knoll, ganzer Hof, Kloster Niederschönenfeld (Lohnerbauer, Nr. 19; wurde vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts zertrümmert, wobei zu Nr. 12 ein Großteil kam, da im Beschrieb von 1810 von dem „halben Knollenhof“ die Rede ist, während die Nr. 19 nur noch als 1/16-Anwesen zählte)
Leonhard Huebmayr, 1/16, eigen
Michael, jetzt Georg Mayr, Kastenamt Neuburg (Strobl, Nr. 4)
Hans Praun, 1/16, eigen
Martin, jetzt Antoni Stepperger, 1/16, eigen.

Der „Historische Atlas“ 11) gibt die 21 Anwesen von Wächtering, ohne Besitzernamen, zur gleichen Zeit, wie folgt wieder: Kl Niederschönenfeld 2 je 1/1 (David, Lohnerbauer), 1/16 (Jägerhaus); Kl Scheyern 1/1 (Lutz); Kastenamt Neuburg ½ (Strobl), 1/16 (Krämer-Hafner); Herzog-Georg-Stiftung Rain ½ (Zinnagl); selbsteigen 6 je 1/16 (Schneider, Mesner, Heß Hans, Schuster, Thaller, Peter Martl); einschichtig: Riedheim-Stadel (=Herrschaft Sandizell) 1/8, 6 je 1/16 (keine Hausnamen angegeben) sowie Herrschaft Gumppenberg Pöttmes 1/16 (Schneider).


Fußnoten zu Wächtering:
1) MB X, S. 390.
2) BHStA, Staatsverwaltung Nr. 1074, und NK 1954, S. 40.
3) MB X, S. 399, und NK 1954, S. 50.
4) NK 1954, S. 43, und Dorn, S. 25 und 26, sowie Einwohnerbuch 1964, Stadt und Kreis Neuburg/Donau, S. 111.
5) Baader, S. 275, und MB XVI, insbes. S. 343.
6) Dorn, S. 96 - 98; die Stiftungsrechnungen ab 1698 sind größtenteils erhalten.
7) NK 1954, S. 74, und BHStA, Ger. Rain, Lit. 18 ½.
8) BayHStA, KL Niederschönenfeld 14.
9) StAM, PflG Rain, B 72.
10) BayHStA, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung 226.
11) Hufnagel, S. 21/22.

Nördling und die Höfe

Die Höfe standen in der frühen Geschichte geschichtlich miteinander in Verbindung und waren - mit Ausnahme des Hauserhofes - ab der Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz des Klosters Niederschönenfeld. Die erste urkundliche Erwähnung gilt Hausen, das seit der Zeit um 1100 mit dem Kloster Scheyern in Verbindung steht. 1) Eine Traditionsnotiz des Klosters Indersdorf läßt vermuten, daß die Burg Strauppen 1150 noch bewohnt war: als Zeugen sind darin mit anderen Personen der näheren Umgebung genannt Chunradus de Strupen (Konrad von Strauppen) und ein Marquardus junior de Nordlingen (vermutlich ein hervorgehobener Bauer oder niederer Ortsadel). 2)

Nördling

Der Weiler geht in seiner Entstehung auf die bayerische Landnahme zurück und dürfte bereits in der zweiten Gründungswelle (-ing-Orte in den Seitentälern des unteren Lechrains) im 6./7. Jahrhundert entstanden sein. Der Ortsname dürfte vom siedelnden Sippenältesten, einem „Northar“, abgeleitet sein.

1243 besaß das Benediktinerkloster Thierhaupten in Nördling ein Lehen, das ihm Pfalzgraf Otto gegeben hatte und das laut dem Salbuch des Klosters von 1456 jährlich 50 Pfennig, 10 Käse, 2 Hühner, 1 Mastschwein, 10 Metzen Malz und 10 Metzen Roggen gab. 3) In dem großen Gnadenbrief vom 4. Dezember 1322 schenkte Kaiser Ludwig der Bayer dem Kloster Niederschönenfeld einen Hof zu Nördling, den der Resch bewirtschaftete; am 27. Oktober 1323 ist diese Stiftung nochmals urkundlich belegt. 4) Eine Hofstätte („da der Gussehaw sitzt“, die also von einem Mann namens Gussehaw bewirtschaftet wurde) kam durch Kauf von Arnold und Berchtold Judmann an das Kloster. Durch die Verfügung des Kaisers vom 7. Mai 1334 auf dem Pfarrhof zu Bayerdilling erlangte Niederschönenfeld einen weiteren Hof und schließlich war die Abtei ab 1349 mit dem Kauf von Recht und Nutzung des Hofes der Eringer zu Nordendorf alleiniger Grundherr in Nördling, das wie Bayerdilling im Mittelpunkt der Interessen des Klosters Niederschönenfeld stand. 5)

Während des Dreißigjährigen Krieges wird von ehemals fünf Anwesen berichtet, vier waren noch besetzt, jedoch wirtschaftlich schwer geschädigt. Vermutlich waren - siehe Namensgleichheit - nur drei Bauern ansässig. Interessant sind die Familiennamen: Pest könnte „Pate“ für den Hausnamen „Besch“ sein, Winsch für den gleichnamigen noch heute vorhandenen Hof, zumal auch der Hoffuß (1/1 beziehungsweise 1/2) laut der Beschreibung von 1752 richtig ist. Widemann wäre dann der „Schneiderbauer“. Über die Höfe und ihre Getreideabgabe ist um 1643 eingetragen:

1. Georg Pest, ganzer Hof, 5 Mutte Roggen und 6 Mutte Haber, Handlohn 1610: 60fl;

2. Michael Widemann, ganzer Hof, je 4 Mutte Roggen und Haber, gab für alles Handlohn 60 fl, Widemann aber wegen großer Ödnis nur 8 fl;

3. Michael Widemann, ein Gütl, je 2 Mutte Roggen und Haber (bezüglich dieses Gütls fand 1573 ein Tausch statt);

4. Georg Winsch, eine Hube, je 19 Metzen Roggen und Haber;

5. von einer öden Hofstatt, ist zu einem Angerle gemacht, keine Getreideabgabe, hat 1617 einen Handlohn von 20 fl gegeben, aber anno 1633 nur 10 fl. 6)

1752 sind die Anwesen bereits auf drei reduziert. 7) Eigentümer der beiden ganzen Höfe waren Martin Kammerer (vermutlich „Schneiderbauer“) und Thomas Oßwald (Hausname angegeben mit „Oßwald-Post“), der halbe Hof ist eingetragen auf Hans Wiedemann, jetzt Thomas Winsch (darunter ein Besitz von ein Jauchert „ums Gotteshaus“).

Hausen

Die Einöde Hausen ist, darauf läßt der Ortsname schließen, erst nach den zur Pfarrei gehörigen drei größten Orten (Endung „ing“) besiedelt worden. Der Ort erhielt wohl seinen Namen von einem festen Haus zu Füßen eines waldigen Hügels. 8) Hausen wird erstmals urkundlich erwähnt um 1100: Graf Bernhard I. von Scheyern schenkte darin dem Hauskloster Fischbachau mehrere Besitzungen in der Umgebung, darunter auch in Hausen. 9) Diese Verbindung zum wittelsbachischen Hauskloster, das 1077 in Bayrischzell gegründet, dann über Fischbachau (1087) und den Petersberg bei Eisenhofen (um 1104) nach Scheyern verlegt wurde (zwischen 1116 und 1123, dort gewann es dauernden Bestand), ist über sieben Jahrhunderte bis zur Säkularisation (1803) geblieben. Dies beweist eine Vielzahl von Urkunden, so aus der Zeit um 1300 10), oder 1500, 1580 und 1752. 11)

Eine Notiz von 1240 - 1250 aus dem Scheyerner Traditionsbuch überliefert, das Kloster habe auf Bitten seines Lehensmannes Otto von Husen (Hausen) dessen Lehen zu Mittenscheyern zurückgenommen und ihm dafür eine Hube in Kunding übertragen. 12) Ein Otto von Hausen erscheint am 21. Juni 1328 als Bürger zu Rain; zusammen mit seiner Frau Elspet schenkte er dem Kloster Scheyern eine Holzmark (= Waldgrundstück) zu Nördling und eine Wiese zu Peiching, außerdem soll das Kloster nach ihrem Tod der Universalerbe allen noch vorhandenen Gutes sein. 13) Die Verbindung von Familienname „Hausen“, Kloster Scheyern und Schenkungsgrundstück in der Nähe von Hausen legt die Vermutung nahe, daß dieser Otto oder seine Vorfahren vom Hauserhof stammten und zu Bürgern der Stadt aufgestiegen waren. Aus dem Mittelalter gibt es einige weitere Urkunden über Hausen; da sie sich jedoch um andere Güter als den Scheyerschen Hof drehen, liegt die Vermutung nahe, daß es sich um andere namensgleiche Orte (z. B. Neuhausen) handelt.

Nach einem Verzeichnis aus dem 15. Jahrhundert 14) saßen auch in Bayerdilling, Wächtering und Hausen Eigenleute der 1342 an das Haus Wittelsbach gekommenen Grafschaft Lechsgemünd-Graisbach. Die Namen der Hofbesitzer zu Hausen sind durch die Einödlage mehrfach eindeutig feststellbar. Am 26. Januar 1495 stiftete der damalige Landesherr die Vogtgilt in Höhe von 4 Schilling Pfennig aus dem Hof zu Hausen („in Dillings Pfarrei“) in die damals von ihm begründete „Herzog Georg Stiftung“ der Stadt Rain; das Anwesen bewirtschaftete zu dieser Zeit ein Hans Ernst. 15) 1611 sind ein Georg Lenk, Bauer zu Hausen und ein Leonhard Ernst, „Bauer hinterm Holz zu Dilling“ genannt. 16) Der zweite Name läßt eine Verwandtschaft zum Hauser von 1495 vermuten. Wahrscheinlicher ist, daß es der Gallbauer ist, denn auf diesem größten Bayerdillinger Hof saß um 1640 ein Adam Ernst. Von 1701 bis 1772 ist die Besitzerfolge zweifelsfrei feststellbar, da sie jährlich 34 xr 2 hl an Vogtei an die Rainer Stiftung bezahlten. Den Hauserhof bewirtschafteten Franz Pleibmayr (1701 - 1704), Hanns und dann Andreas Prugglacher (1705 - 1758) und Leonhard Schwarz (1758 - 1772). 17) Leonhard Schwarz lieferte zum Bau des jetzigen Rainer Rathauses (1759 - 1762) für 20 fl 30 größere und 20 kleinere Bauhölzer. 18)

Holzmühle

Die Holzmühle gehörte mit größter Wahrscheinlichkeit zum Rittergut Strauppen und war wie der Gutshof neben dem zwischenzeitlich verfallenen Burgstall anfangs des 14. Jahrhunderts im Eigentum der Judmann von Rohrenfels. 1330 erwarb das Kloster Niederschönenfeld mit anderen Gütern die Mühle (siehe bei Strauppen).

Jacob Prauner ist 1640 als Abgabepflichtiger des Klosters Niederschönenfeld genannt. Er hat anscheinend 1637 übernommen und zahlte damals „in Ansehung der großen Verödigen“ mit 20 fl wesentlich weniger Handlohn als für vergleichbare Anwesen üblich war. 19) 1704 gehörte die Mühle einer Familie Preymayr; einer der ersten Verstorbenen nach der Wiederanlegung der im Juli jenen Jahres verbrannten Pfarrmatrikel war „Martinus Preymayr, molitor in Holzmühl“ (Martin Preymayr, Müller auf der Holzmühle; Eintragung vom 22. August 1704). 1752 besaß Bernhard Leichtenstern die Mühle mit zwei Mahl- und einem Gerbgang, dazu 12 Jauchert Acker, 4 Tagwerk Wiesen und 4 Jauchert Holz. 20)

Strauppen

Die Namensgebung für Strauppen leitet Ernst Foerstmann in seinem Altdeutschen Namensbuch (Bonn 1900 - 1916, sh. Neuburger Kollektaneenblatt 1954, S. 28) von Burg auf „rauhem, emporstarrendem“ („strube“) Hügel oder einem siedelnden „Strubo“ (= der Rauhe) ab. Eine andere Deutung leitet die Bezeichnung von der Lage im Busch/Gestrüpp ab. Johann Andreas Schmeller gibt in seinem Bayerischen Wörterbuch (von G. Karl Frommann bearbeitete 2. Ausgabe, München 1872 - 1877) für „strauben“ als Hauptbedeutung „rauh hervorstehen“ an.

„Chunradus de Strupen“, der in einer Indersdorfer Traditionsnotiz von etwa 1150 als Zeuge genannt wird, war wohl noch Burgherr. 21) Um 1160, eine Quelle datiert auf 1173, sind Chunrat und Seifrit de Strupen als Zeugen in den Traditionen des Klosters Neustift bei Freising genannt. 22) 1190/98 sind „Syfridus und Conradus de Strumpen“ als Zeugen in einer weiteren Indersdorfer Traditionsnotiz genannt. 23) In beiden Fällen dürfte es sich, da auch andere Zeugen aus der unmittelbaren Umgebung in diesen Urkunden vorkommen, um das Rittergeschlecht von Strauppen handeln. Im ersten Wittelsbacher Urbar (um 1228 im Kastenamt Bayerdilling) fehlt der Ort. Die Burg des Ministerialengeschlechts war nach einer Notiz im 2. Herzogsurbar um 1280 bereits zerfallen. 24)

Der historische Verein Neuburg fand die Anlage 1835 wie folgt vor: „Von dem Burgstalle Strauppen sind nur mehr die Wälle und Gräben übrig; das Gemäuer ist bis auf den Grund, den man hie und da noch vorwogen sieht, gänzlich verschwunden, und aller Wahrscheinlichkeit nach zu dem nach dem ehemaligen Burgstalle benannten Hofe verwendet worden.“ 25) Der Kunstdenkmälerband des Landkreises Neuburg a.d. Donau von 1958 berichtet: Die Anlage ist ein frühmittelalterlicher Burghügel, 12./13. Jahrhundert. Nach Berichten von Pfarrer Georg Kaiser (in Bayerdilling 1904 - 1929) brach vor 1920 ein Gewölbe ein, in dessen Tiefe steinerne Gefäße mit Getreide und Waffen lagen. Die Anlage wird wie folgt beschrieben: Künstlich überhöhter Spitzkegel auf der Bergnase eines Höhenzuges, der durch einen tiefen, sichelförmigen Halsgraben abgetrennt ist. Der Graben setzt sich als Ringstufe mit Randwall fort und schließt im Nordwesten ein unteres Plateau ein. Das obere, kreisförmige Plateau weist Gruben und Bauschutt auf, im Osten ist eine Vorburg erkennbar.

Baader berichtet in der Niederschönenfelder Klosterchronik: Der Burgstall Strauppen wurde den Judmann von Rohrenfels (sehr streitbares Rittergeschlecht; der Name bedeutet allerdings nicht, daß sie dem jüdischen Glauben angehörten) verliehen. Für die Überlassung an das Kloster Niederschönenfeld gibt es mehrere Urkunden aus dem Jahr 1323, 26) in dem einmal von einer Übergabe für „den Schaden, den das Kloster von mir, Arnold, genommen hat“ die Rede ist, in anderen Urkunden aber von einem Kaufpreis. Beteiligt an dem „Burgstall zu Strauppen und was dazu gehört, seien es Äcker, Holz, Wasser, Wiesen und Gärten“ waren offenbar Albrecht der alte Judmann, und die Söhne Albrecht, Ulrich, Berchtold und Arnold. In der abschließenden Urkunde vom 29. September 1323 bestätigt König Ludwig (der Bayer) den Kauf um 150 und einem halben Pfund Augsburger Pfennige. Arnold und Berchtold Judmann, die sich in der entsprechenden Urkunde als „genannt von dem Strauppen“ bezeichnen, verkauften 1330 außerdem „des Hagen Acker zu dem Strauppen“, die Hofstätte zu Nördling, und „die Mühle, die Holzmühle heißt“ an das Kloster Niederschönenfeld. 27)

Ungeachtet des Verzichts oder Verkaufs von 1323 zugunsten des Klosters Niederschönenfeld erhob Hans Judmann im Jahr 1349 Ansprüche auf Klostergüter, darunter auch Strauppen. Er bedrängte die Untertanen und verwüstete Güter, bis er von Freunden und Helfern des Klosters gefangengenommen wurde. Am 3. Februar 1350 verzichtete Hans Judmann mit seiner Frau Anna und seinem Sohn Albrecht auf die Güteransprüche gegen 200 Pfund Haller, am 6. Mai 1350 auch sein Vetter Arnold Judmann, Pfleger in Lengenfeld, für 300 Pfund Haller; zusammen war dies eine ungeheure Summe, mit der das Kloster seine Besitzungen nochmals auslösen mußte. 28) Da Strauppen stets in den Urkunden zu diesem Streit genannt ist, steht fest, daß hier ein bedeutender Gutshof stand - ein verfallener Burgstall allein wäre die Erwähnung nicht wert gewesen.

Während des Dreißigjährigen Krieges ist festgehalten: Hans Hainrich von dem Sedlhof zu Strauppen gibt 12 Mutte Roggen und 12 Mutte Haber, 8 Schilling Wißgilt, 2 Metzen Hanfkörner, 1 Henne und 10 Hühner, 100 Eier, dazu Stift und von dem Holz 9 Schilling Pfennig. Hainrich hat dieses Gut erst 1645 aufgestiftet. Die Getreideabgabe entspricht der des größten Bayerdillinger Hofes. In der Aufzeichnung des Klosters heißt es weiter, am 27. Februar 1613 habe die Äbtissin von Willibald und Wolfen Baumann, Bürger zu Rain, den großen und kleinen Zehent auf Strauppenhof und Holzmühle um 1200 fl gekauft und dem Strauppenhof einverleibt, dafür soll man dem Gotteshaus geben je 7 Mutte Roggen und Haber, 5 Mutte Korn und 4 Metzen Gerste. 29)

Als Besitzer des Strauppenhofes ist 1752/55 Gall (= Gallus) Sandmayr, jetzt Georg Roggesmüller eingetragen; neben den Äckern und Wiesen sind „30 Jauchert Holzwax“, also umfangreicher Waldbesitz, verzeichnt. 30)

Fußnoten zu Nördling und den Höfen:
1) MB X, S. 390.
2) Friedrich Hector Graf Hundt, Die Urkunden des Klosters Indersdorf, in: Oberbayerisches Archiv 24, S. 8. Das von ihm verwendete Kopialbuch der Traditionsnotizen dieses Klosters befindet sich in der Staatsbibliothek München, Signatur: cgm 1515; das Original ist verlorengegangen.
3) Debler, S. 26, und StAR, Fischeriana, Heft Nördling.
4) MB XVI, S. 343.
5) Die Originale aller wichtigen Urkunden der Zisterzienserinnenabtei sind im BHStA, Signatur: Urkunden Niederschönenfeld, Nr. 1 ff. chronologisch geordnet und in dieser Folge veröffentlicht in MB XVI, S. 263 ff. Im Kopialbuch von 1525, BHStA, Kl Niederschönenfeld, Lit. 1 - 4, sind die Urkunden nach Orten geordnet.
6) BHStA, KL Niederschönenfeld 14.
7) BHStA, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung 226, und Hufnagel, S. 23.
8) NK 1954, S. 14.
9) MB X, S. 390.
10) BHStA, Kl Scheyern, Lit. Nr. 54.
11) NK 1954, S. 112; BHStA, Gericht Rain, Lit. 18 1/2; Hufnagel, S. 25.
12) MB X, S. 398, und NK 1954, S. 50.
13) RB VI, S. 261, und Dorn, S. 37.
14) BHStA, Staatsverwaltung Nr. 1073, und NK 1954, S. 40 (Eigenleute).
15) Dorn, S. 97.
16) StAR, Fischeriana, Heft Hausen.
17) StAR, Rechnungen der Herzog-Georgen-Stiftung.
18) Dorn, S. 290.
19) BHStA, KL Niederschönenfeld 14.
20) BHStA, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung 226, und Hufnagel, S. 25.
21) Hundt, wie Anm. 2, S. 8 ff.
22) MB IX, S. 546 (Traditionsnotizen von Neustift bei Freising).
23) Hundt, wie Anm. 2, S. 15.
24) Monumenta Boica XXXVIa, S. 169; NK 1954, S. 28 und 51.
25) StAR Rain, Fischeriana, Heft Strauppen.
26) MB XVI, S. 336 ff.
27) Urkundenkopien in BHStA, KL Niederschönenfeld Nr. 4, und MB XVI, S. 360.
28) MB XVI, S. 411 - 417.
29) BHStA, KL Niederschönenfeld Nr. 14.
30) BHStA, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung 226, und Hufnagel, S. 23.


Sulz und Brunnen

Die Pfarrei Bayerdilling war über viele Jahrhunderte größer als heute: Sulz (bis 1921) und der Brunnenhof (bis 1950) gehörten hierher, deshalb hier ein kurzer Abriß von deren Geschichte.

Sulz
Auf schlammigem Boden, so die Bedeutung des Wortes, entstand vermutlich noch im 7. Jahrhundert der einstige Weiler Sulz. 1) In den beiden Herzogsurbaren des 13. Jahrhunderts bezeichnen die Wittelsbacher neun Huben (dazu gehörten je rund 50 Tagwerk) in dem Ort ihr Eigen, sie besaßen vermutlich den ganzen Weiler. Jede Hube gab als Gilt 2 Metzen Weizen, 8 Metzen Roggen, 10 Metzen Haber, 10 Käse, 5 Hühner, und 50 Eier. 2) Diese neun Anwesen wurden offensichtlich immer mehr zusammengelegt, beginnend schon im Mittelalter. Zu Sulz erwarb das Kloster Niederschönenfeld im Laufe der Zeit mehrere Güter und Rechte, wie im Jahre 1300 von Markwart von Holzheim (eine Klara von Holzheim war Äbtissin in Niederschönenfeld) und seinen Erben den Zehenten aus zwei Höfen. 3) 1335 verkaufte Graf Berchtold von Graisbach an das Kloster Niederschönenfeld um 190 Pfund Haller seine Hube und alles Gut in Sulz und die öde dazu. 4) Dieses „öde“ Gut wurde wohl in den späteren Niederschönenfelder Gutshof einbezogen. Spätestens im 15. Jahrhundert dürfte das Kloster den Ort vollständig besessen haben und zum Gutshof und zur Schäferei zusammengefaßt haben.
Fischer 5) berichtet weiter über Sulz: Das Salbuch Ludwig des Gebarteten (um 1417; S. 32) spricht davon, in der zu Niederschönenfeld gehörigen Schäferei „mögent tausend Schaf wol“ gehen. 1420 besaß das Gut eineinhalb Jauchert einmähdige Wiese unterhalb (nördlich) der Rainer Gemeinde zwischen Feldheim und dem Mühlbach. Ein „merkwürdiger“ Vergleich sei am 28.6.1476 zwischen dem von Niederschönenfeld
eingesetzten Bauern, dem Kloster und dem Klosterschäfer geschlossen worden. 1502 wird ein Veit Michel, „seßhaft auf dem Hof zu Sulz und Mitburger zu Aichach“ genannt. Lange Zeit lagen Sulzer Flächen nach dem Dreißigjährigen Krieg öde; sie sind 1722 wie folgt notiert: im Kramad 9 Jauchert an einem Stück (zwischen Sulz und Münster), zwei einschichtige Jauchert, 4 Jauchert auf der Laingrüs (?), 6 Jauchert zwischen der Rainer Straß und den Dillinger Feldern, 12 Jauchert lagen gegen Osten neben den Pessenburgheimer Feldern.
Während des Dreißigjährigen Krieges, um 1640, ist Adam Hainrich als Hofbesitzer angegeben. Seine Abgabe an das Kloster Niederschönenfeld waren 18 Mutte Roggen, 18 Mutte Haber, 2 Pfund Pfennig Wißgült, 2 Hennen und 12 Hühner sowie 12 Käse und 100 Eier. Von „etlichen Äckern, genannt die alt ödt, sind 15 Jauchert“, hatte der Besitzer weitere 10 Metzen Roggen und 10 Metzen Haber zu geben. Der Sulzer war damit größter Gutsbesitzer in der Pfarrei, denn Gallbauer und Strauppner folgen erst mit jeweils 12 Mutte der genannten Getreideabgaben. 6) Um 1752 hatten anscheinend die Besitzer auf beiden Höfen gewechselt, neu eingetragen sind für weiterhin zum Kloster Niederschönenfeld grundbaren Anwesen der Georg Hammerl („Sulzer“) und Leonhard Förg („Schäfer“, halber Hof). 7) 1803 endete mit der Säkularisation die Verbindung zum Kloster Niederschönenfeld, Hof (Hammerl) und Schäferei (Landes) wurden jedoch getrennt weitergeführt bis zum Kauf durch die Freiherrn Schenk zu Schweinsberg.

Brunnen 8)
Der Name gibt Aufschluß über die Besiedlung der Einöde. Im ersten Herzogsurbar (um 1230) sind unter dem Kastenamt Aichach zwei Höfe in Brunnen genannt - ob sie hier lagen, ist nicht gesichert. Die zwei im zweiten Urbar, um 1280 unter dem Amt Rain, genannten Höfe zu Brunnen sind unserer heutigen Einöde zuzuordnen. Sifrid Marschalk von Oberndorf gab an das Kloster Niederschönenfeld eine Hube zu Brunnen. Herzog Rudolf von Bayern machte dem Konvent am 24. Februar 1310 dieses Besitztum zu eigen. Der Zehent, den Niederschönenfeld besessen hatte, kam durch Tausch im Jahre 1312 an das Kloster St. Walburg in Eichstätt, das Gempfing als geschlossene Hofmark besaß. Grundeigentümer des Hofes zu Brunnen war auch bei der Gerichtsbeschreibung von 1580 das Kloster Niederschönenfeld. 1697 gab es Differenz zwischen dem Kloster St. Walburg in Eichstätt und Stephan Lindermair, Bauer zu Brunnen, wegen einer Weide im Gempfinger „Walburgenholz“ und in den Feldern. 9) 1752 ist dagegen das Kloster Fürstenfeld als Besitzer des Hofes zu Brunnen eingetragen.

Fußnoten zu Sulz und Brunnen:
1) NK 1954, S. 14.
2) MB XXXVIa, S. 89 ff.
3) StAR, Fischeriana, Heft Sulz.
4) MB XVI, S. 110, und StAR, Fischeriana, Heft Sulz.
5) StAR, Fischeriana, Heft Sulz.
6) BayHStA, KL Niederschönenfeld Nr. 14.
7) BayHStA, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung 226, und Hufnagel, S. 23.
8) Baader, S. 232; NK 1954, S. 15, 20, 44 und 74; Hufnagel, S. 21.
9) StAA, Kurbayer. Herrschaften, Akten LG Rain R 30.

Hinweis: Im Buch schließt sich die Gesamtaufnahme der Pfarrei von 1847 (Zeichnung von Josef Maria Käser) an.