Das Zisterzienserinnenstift Niederschönenfeld

Zum Beitrag gehört eine Ausschnitt aus der Herzogsurkunde vom 4. Juli 1257.

In der St.-Georgs-Kapelle von Burgheim hatten sich anfangs des 13. Jahrhunderts fromme Frauen zu einem Beginenhaus zusammengeschlossen. Diese Frauen übersiedelten - vermutlich im Jahre 1240 - nach Niederschönenfeld. Eine Urkunde des Augsburger Bischofs Siboto vom 9. Januar 1241 hält diese Übersiedlung fest und bestätigt gleichzeitig den Nonnen ihre Rechte und Besitzungen. Die Frauen sollten Gott dienen nach der Regel des Hl. Benedikt von Nursia (ca. 480 - 529) und in der Tracht und dem Orden von Cisterz. Die Zisterzienser, nach dem französischen Kloster Citeaux benannter Reformorden der Benediktiner, wurden 1098 gegründet und erlebten ab 1112 unter der Leitung von Bernhard von Clairvaux einen mächtigen Aufschwung.

Seine anfangs starre Ablehnung von Frauenklöstern hat der Orden zwischen 1190 und 1210 aufgegeben und in der Folge vermehrten sich, so ein Zeitgenosse (Jakob von Vitry), die Zisterzienserinnenklöster wie die Sterne am Himmel - es gab schließlich mehr Frauen- als Männerzisterzen. Im alten Bayern etablierten sich Klöster dieses Ordens für Männer in Waldsassen, Walderbach, Raitenhaslach, Aldersbach, Fürstenfeld, Fürstenzell, Gotteszell und für Frauen in Seligenthal, Pielenhofen, Seligenporten, Waldsassen und Tyrnau. Ebrach im Steigerwald wurde 1127 durch einen Gründungskonvent aus dem französischen Morimond als erste Zisterze im heutigen Bayern errichtet. In Kaisheim siedelte sich die Ordensgemeinschaft 1133 an.

In der Gründungsurkunde werden die Besitzungen des neuen Klosters Niederschönenfeld bestätigt, darunter Güter und Höfe in Kunding, Pessenburgheim (damals Oberburgheim genannt), Mittelstetten, Stepperg und Weidorf. Dazu kommt noch das Klosterareal um Niederschönenfeld, das die Stifter Berthold und Adelheid von Lechsgmünd vermachten. Die Sage berichtet über die Klostergründung: Zu Burgheim dienten Betschwestern Gott. Es begab sich aber, daß Graf Berthold von Lechsgmünd auf dem Meer war und eine Königin von Zypern, namens Adelheid, raubte und mit sich herausgeführt. Deswegen war ihm auferlegt worden, ein Gotteshaus zu bauen. Als er auf der Jagd einmal müde wurde und unter einer Linde schlief, erschien ihm im Traum Maria und sagte zu ihm: Wo du dein Käppel wirst Finden, dahin baue ein Jungfrauenkloster." Als er nach dem Erwachen sein Käppel suchte, fand er es an dem Ort, an dem er nachher die Kirche und das Kloster baute und die Schwestern aus Burgheim einsetzte. Seine Gemahlin Adelheid soll einen ähnlichen Traum gehabt haben. Papst Innozenz IV. bestätigte 1254 die Klosterstiftung.

Eine bedeutende Station auf dem Wege zu wirtschaftlicher Blüte des Klosters war die Stiftung der Pfarrei Bayerdilling durch Herzog Ludwig den Strengen am 4. Juli 1257. Die Inkorporation wurde 1283, vermutlich nach dem Abgang des amtierenden Pfarrers, förmlich vollzogen und keine 100 Jahre später stand Bayerdilling praktisch vollständig unter dem Obereigentum des Klosters. Die Bauern hatten nicht unmittelbar mit Äbtissin und Nonnen zu tun, sondern mit dem Pfleger und den Schergen des Klosters, die für das Beitreiben der Abgaben sorgten. Patronatsrechte erwarb Niederschönenfeld bis 1393 in Illdorf, Marxheim, Lechsend, Altisheim, Rain, die Michaelskapelle bei Holzheim, in Burgheim, Pobenhausen und Tagmersheim (1535 getauscht gegen Feldheim, über das vorher das Kloster Monheim das Patronatsrecht hatte). Ende des 14. Jahrhunderts waren die Erwerbungen des Klosters weitgehend abgeschlossen.

Den Reichtum der frühen Zeit spiegelt eine Nachricht von 1396 wieder. Bei einer landesweiten Hilfe für das Herzogshaus „in Höhe des zwanzigsten Pfennig“ hatte Niederschönenfeld 1200 fl zu erbringen - nur die Klöster Kaisheim (2000 fl), Tegernsee (1600 fl) und Benediktbeuren (1500 fl) zahlten in Oberbayern größere Beträge an die beiden Herzöge. Niederschönenfeld hatte mit vielen Landesherren eine gute Verbindung und erhielt daher viele Schenkungen. Herzog Stephan hatte gar in Niederschönenfeld seit 1401 seinen Lieblingsaufenthalt, starb hier 1413 und wurde in der Klosterkirche begraben - später aber in die Frauenkirche zu Ingolstadt umgebettet. Ab 1446 wurde das Kloster vergrößert. - Wie das ganze altbayerische Grenzland an Lech und Donau hatte Niederschönenfeld oft unter Kriegseinwirkungen zu leiden, dazu kamen Naturkatastrophen, insbesondere Mißernten. 1505 wurde das Herzogtum Pfalz-Neuburg nach dem Landshuter Erbfolgekrieg von Altbayern abgetrennt, ein Teil der Klosterbesitzungen lag jetzt im „Ausland“. Als sich das Neuburger Fürstenhaus 1542 dem neuen Glauben zukehrte, wurde die Lage für das katholische Niederschönenfeld noch ungünstiger. So war die Rückkehr der Neuburger Fürsten zum katholischen Glauben, 70 Jahre später unter Wolfgang Wilhelm vollzogen, für Niederschönenfeld positiv. Den hohen Personalstand des 14. Jahrhunderts erreichte das adelige Damenstift Niederschönenfeld nie mehr auch nur annähernd. 1343 beim Tod der achten Äbtissin waren 89 Konventfrauen, 7 Schwestern, 4 Novizinnen, 3 Lehrkinder, 4 Pfründner und 21 Laienbrüder (eine Einrichtung, die später entfiel) im Kloster. 1534 wurden beispielsweise 38 Klosterfrauen und 3 Schwestern gezählt, dazu kam weltliches Personal und die Handwerker und Söldner, die in Feldheim angesiedelt waren.

Eine Zäsur stellte für das Kloster der 30jährige Krieg dar. Am Palmsonntag 1632 flüchteten die Klosterfrauen zunächst nach Frauenchiemsee, dann zerstreute sich der Konvent nach Raitenhaslach und anderen Klöstern. Mehrere Nonnen waren bei Verwandten untergekommen, einige auch im Pfarrhof zu Rain. Die Delegation, die nach Niederschönenfeld geschickt wurde, fand nur Verwüstung vor und es war nach den Berichten „nicht eine Stelle, die menschlichen Wesen zum Aufenthalt hätte dienen können. Dafür hausten in den Ruinen des Klosters Wölfe und anderes Wild.“ 1639 waren die Gebäude soweit hergestellt, daß der Konvent notdürftig wieder einziehen konnte. 1646 mußten die Nonnen erneut fliehen, die Klostergebäude wurden abermals zerstört und die zum Kloster grundbaren Güter verwüstet. Als der einer ganzen Generation fremde Laut „Friede“ im Oktober 1648 erklang, lagen Niederschönenfeld und die allergrößte Zahl der Besitzungen in Schutt und Asche.

Der Wiederaufbau verzögerte sich durch die große Not, 1649 wohnten die 30 Nonnen und Schwestern, in hölzernen Verschlägen.1659 wurde mit dem eigentlichen Wiederaufbau von Kirche und Konventgebäude begonnen, am 12. September 1662 wurde die Klosterkirche konsekriert und 1674 war das Klostergebäude - jeweils mit Hilfen aus ganz Altbayern - vollendet. Diese wiedererbauten Gebäude bestehen im wesentlichen noch heute. Neues Leid brachte der Spanische Erbfolgekrieg, besonders im Jahr 1704, und auch der Österreichische Erbfolgekrieg knapp vier Jahrzehnte später kostete Kontributionen. Hier wurde am 27. Juni 1743 der Friede von Niederschönenfeld vereinbart, in dem der General von Kaiser Karl Albrecht, Seckendorf, zugestehen mußte, das ganze Kurfürstentum Bayern zu räumen und die Landesverwaltung den Österreichern zu überlassen. Mit dem Frieden von Füssen vom 22. April 1745 endete die Herrschaft der Österreicher in Bayern, endgültiger Friede war hergestellt.

Der Ursprung der Wallfahrt zum wundertätigen Kreuz liegt in den Jahren 1646 bis 1648, also im Dreißigjährigen Krieg. Als die Nonnen flüchteten, soll die Laienschwester Eva zu ihrem geliebten Bild des Gekreuzigten gesagt haben: „Lieber Jesu! Sieh, ich kann dich nicht mitnehmen und retten vor der Wut der Feinde - rette du dich selbst!“ Dann habe sie das Kreuz in einen verborgenen Winkel der Küche getragen, Brennöl in einer Eierschale davor gestellt und angezündet und nach zwei vollen Jahren bei ihrer Rückkehr ins Kloster das Kreuz unverrückt, das wenige Öl noch vorhanden und brennend gefunden haben. Der Ruf des Ereignisses verbreitete sich rasch und dem Baumeister des Klosters, Konstantin Bader, wurde aufgetragen, das Kreuz an dem Pfeiler in der Küche zu belassen und darüber die Heilig-Kreuz-Kapelle zu erbauen. Tausende von Wallfahrern, oft mit mehr als einer Tagesreise, kamen in den folgenden Generationen. Viele Votivtafeln haben sich bis heute erhalten.

Mit der Aufklärung blies den Konventen schon in den Jahrzehnten vor 1800 der Wind schärfer ins Gesicht. Dem Zeitgeist entsprechend hielt man sich am Kircheneigentum schadlos und so erschien am 18. März 1803 früh 8 Uhr der von der General-Landesdirektion eingesetzte Aufhebungskommissär Carron du Val, Stadtschreiber von Rain, um namens des Kurfürsten durch Übernahme der Schlüssel vom Kloster Besitz zu nehmen. Schon in den folgenden Monaten wurde viel von den Klosterrealitäten veräußert. Große Teile der Felder und Gebäude (mit Ausnahme des Hauptkomplexes einschließlich Kirche) erwarben die Gemeinde Feldheim und die neu angesiedelten Kolonisten. Aus dem Erlös erhielten die Frauen ihre Versorgung, ihre Rechte wurden natürlich eingegrenzt, doch durften sie in Niederschönenfeld bleiben. Im Kloster selbst wurde das Rentamt angesiedelt, das später nach Rain verlegt wurde, außerdem waren die Dorfschule mit Lehrer sowie der Kuratbenefiziat untergebracht. Bemühungen um die Erneuerung des Klosters durch auswärtige Konvente scheiterten in den 1840er Jahren. Am 1. Juli 1862 wurde eine Besserungsanstalt für verwahrloste Jugendliche eingerichtet, die 1880 in die erste Jugend-Strafanstalt Deutschlands umgewandelt wurde. In der Weimarer Republik waren berühmte Köpfe der Räterepublik hier in Festungshaft (unter anderem Ernst Toller und Erich Mühsam).

Literatur und Quellen:

Joseph Baader, Geschichte des Frauenklosters Niederschönenfeld, in Steichele, Archiv des Bistums Augsburg, III., Augsburg 1856.

Johann Georg Scheifele, Statistik und Topographie des Gemeindebezirkes und der Dorfschaft Niederschönenfeld, in: Oberbayerisches Archiv 21, München 1861.

Stadtarchiv Rain, Fischeriana, Hefte für Niederschönenfeld.